Samstag, 17. August 2013

Wenn Spiritualität erwachsen wird

Wir alle kennen das vermutlich: Wenn man ganz jung ist interessiert man sich in Sachen Cosmetic doch zunächst mal hauptsächlich für den dokarativen Bereich. Schminke, sich aufhübschen, Styling. Später wird man älter, Hautbedürfnisse verändern sich, Pflege rückt in den Vordergrund. Ich schminke mich natürlich immer noch, aber vorher und nachher passiert eine Menge mehr als noch vor fünfzehn Jahren. 
Genauso ist es mit Autos (auch wenn ich selber nach wie vor keinen Führerschein habe), die müssen mit fortschreitendem Alter und sich verändernden Lebensumständen nicht mehr nur noch gut aussehen, sondern vor allem auch praktisch sein irgendwie. Selbiges gilt für Möbel, Schuhe usw. usf. Selbst Mode: Als Teenie muss jede Klammotte doch nur cool sein, Du willst in sein, jeder Trend wird mitgemacht - oder doch zumindest viele ;-)
Als erwachsene Frau möchtest Du auch modern bleiben, aber nicht um jeden Preis hipp. Du wirst gelernt haben Deine Vorzüge zu betonen, Deinen eigenen Stil gefunden haben und weißt nun womöglich einige Tricks um kleine Schönheitsfehler weg zu mogeln. Du unterstreichst Deine eigene Persönlichkeit.

Ich verallgemeinere jetzt hier zwar sehr, spreche aber vor allem aus eigener Erfahrung und dem, was ich um mich herum mitkriege.
Bei näherer Betrachtung fällt also auf dass nicht nur wir selber, unsere Körper und Einstellungen zum Leben sich entwickeln, sondern auch unser Glaube, die Religion oder welchen Weg auch immer wir für uns gewählt haben mögen.
Freunde kommen und gehen. Manche bleiben ein halbes Leben lang und dann entfernt man sich doch. Was im ersten Moment des Erkennens Wehmut auslösen mag erscheint im Nachhinein doch häufig nur als ganz normaler Lauf der Dinge. Alles ist im Fluß, nichts bleibt gleich, der Wandel ist das einzig stetige womit wir rechnen können.

Irgendwie hat das etwas sehr tröstliches und schönes an sich. Alles hat eben seine Zeit. Wer sollten die weisen Alten der Zukunft sein, wenn nicht wir, die wir heute in den Zwanzigern oder Dreißigern sind? Aus den verträumten Hexen, die sicher hoffentlich ihren staunenden Blick auf diese Welt niemals werden einbüßen werden müssen, werden Mütter, Heilerinnen, sie sammeln Erfahrungen. Wir. Im Bereich der Naturspiritualität wird sich also im Laufe der Jahre ebenfalls der Fokus verschieben. Er wandert durch unsere Lebenszeitalter wie die Umwelt dem Jahreskreis unterworfen ist. So auch wir. Wenn das Interesse am Hexentum also erwachsen wird, dann stehen nicht mehr die tollen Rituale und schillernde Gegenstände auf bunten Alären im Vordergrund. Die werden wir nach wie vor wertschätzen, zelebrieren, heiligen und ehren. Aber darüber hinaus stoßen weitere Aspekte der spirituellen Arbeit in unser Bewußtsein hinzu. 

Der Alltag wird stärker wahrgenommen, die Wichtigkeit darin erkannt. Die Schönheit alles gesehenen, erlebten und empfundenen richtet sich im Bestfall nicht nur auf wenige besondere Augenblicke, die beispielsweise in einem Urlaub stattfinden. Kleine Inseln des Wohlbefindens müssen an jedem einzelnen Tag erreicht werden, denn die wahre Freude liegt im Detail. Gesundheit also, Schönheit, Jugend, ausgesorgt zu haben, mit sich im Reinen zu sein.


Kräuterkunde wird früher oder später auf den Plan rücken. Was wächst um mich herum? Und was kann ich damit machen? Wie kann ich mir selbst helfen und womöglich anderen Menschen?
Bücher über Beschwörungsformeln und Kerzenfarben werden bei den Neuanschaffungen durch Pflanzen-Bestimmung abgelöst und ähnliche Themen. Denn mal ehrlich: All die Formeln, Sprüche, Farben und Korrespondenzen haben wir doch im Laufe der Jahre längst verinnerlicht. Das meiste vor allem ohne es tatsächlich zu bemerken. Auch wissen wir heute dass wir gar nicht viel auswendig lernen müssen. Außer der Tatsache, wie wir "das Gefühl" herauf beschwören können. Den Moment, in dem die richtigen Worte für unseren Spruch zu uns kommen, wir automatisch zu diesem oder jenem Harz für unsere Räucherung greifen, spüren welche Göttin wir für unser Vorhaben ansprechen können. Nichts sonst braucht es. Die Erfahrung hat Dich alles gelehrt. Sie, das tiefe Wissen um die Notwendigkeit Deinen Instinkten zu vertrauen und Deiner inneren Stimme. Denn dann kann ja schon so gut wie nichs mehr schief gehen.


 Was die meisten von uns zu Beginn ihrer "Laufbahn" nicht hören wollten, nämlich dass kein Standardrezept vermittelt werden kann, das haben wir nun begriffen.. Es ist so logisch, aber eben erst im Nachhinein. Jedes Wort wird leer bleiben, jeder noch so hübsch gearbeitete Talisman ohne Wirkung, wenn die Einstellung bei der Anfertigung nicht stimmte, die wirkliche Magie dahinter nicht im Spiel war. Heute können wir liebevoll lächeln wenn wir auf uns als Mädchen zurück blicken, die jung waren und schnell beleidigt, wenn es hieß: "Das mußt Du Dir selbst erarbeiten, es muß aus Deinem Inneren kommen". Wenigstens eine Anleitung wollten wir doch... Die aber in den meisten Fällen nach Schema F im Leben nicht funktioniert hätte ;-)
Rücklickend schaut alles so kinderleicht aus... Ein weiterer Beweis dafür dass tatsächlich der Weg stes (oder doch häufig) das Ziel zu sein scheint. Die Lernerfahrung kannst Du einfach durch keinen Trick abkürzen. Den Jahreskreis kannst Du nur erleben, ihn selber fühlen und mit-durchgehen, sonst wirst Du ihn nie wirklich verstehen. Egal wieviele gute Bücher oder Artikel zu den Themen Du liest. 

Wie war das noch? Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen? Nu, wenn mal einer runter kam, dann mußte er doch erst aus den Kinderschuhen wachsen ;o) Zum Glück macht jede selbst gemeisterte Erfahrung stärker, lehrt Dich für´s Leben und sie bilden auch Deinen Charakter. Machen die aus, zu der Du wirst, jeden Tag mehr und weiter und neu. Spannend ist die Reise und wenn Du den Kopf nicht frühzeitig in den Sand steckst wird auch keine Langeweile aufkommen. 
Spiritualität wird Alltag. Magie ist überall, gibt sich nun leicht zu erkennen, weil sie riecht und schmeckt und sich streicheln läßt. Also wandert das Augenmerk weiter, auf noch unerschlossene Gebiete. Die gelten es als nächste erobert zu werden. Es muss also nicht mehr so dekorativ sein, das abenteuerlustige Mädchen in Dir schreit nicht mehr (nur) nach Zukunftsschau, Jenseitskontakten und danach die Gegenwart des "Übersinnlichen" zu sehen.

Statt dessen waten wir in die Felder. Die Wälder. Erobern unsere Territorien zurück. Fühlen uns nun ein in die Welt der alltäglichen Rituale, der wichtigen und beinahe vergessenen Wissensschätze. Magische Heilkunst, Kräuterkunde, Hausapotheke, gesunde Ernährung, Naturcosmetic - back to the roots - das ist meine Lektion für heute. Und morgen und so lange bis die nächste kommt. Weil auch dies so in Fleisch und Blut übergehen wird... Wie ich feststelle ist es das teilweise sogar schon. Nichts scheint tatsächlich jemals ganz verloren zu gehen. Instinktiv scheinen wir zu ahnen was gut für uns ist, wozu wir greifen könnten, was der Körper gerade braucht. Und wo wir suchen müssen. Sei das in einem Buch oder an einem Wegesrand oder auch im Drogeriemarkt. Hauptsache sie sind noch da, die Kenntnisse und wir nehmen sie mit, geben sie weiter. Die nächste Junghexe steht sicher schon in den Startlöchern und wartet wissbegierig auf den Moment wo sie es erkennt... sich selbst nämlich.

Ich muss keine "coolen" Hobbies mehr haben, in Discotheken rennen, jedes Wochenende feiern und nur auf Achse sein. Klar hab ich manchmal Bock zu feiern, mir einen zu trinken - und dann mach ich das auch. Aber nicht weil irgendjemand das von mir erwartet. Das Selbstbewußtsein ist nämlich auch gewachsen. Hab ich halt Spaß am Lesen und Schreiben, an Kräutern und Dingen, die mich wirklich beschäftigen. Tausche mich darüber gerne aus. Die eine näht, die andere backt, wieder andere tanzen. Ist doch großartig. Hauptsache wir wachsen in unsere eigenen Schuhe, verbiegen uns nicht, tuen was wir wirklich lieben. 
Ich kümmere mich zunächst mal um mein Wohlbefinden. Meine Gesundheit, weill endlich Heilung finden. Anti-Stress-Management, Wellness, Homöopathi, profitieren von altem Wissen. Es in die Gegenwart befördern. Und ich fühle mich jetzt schon wohl dabei.

9 Kommentare:

  1. Das Selbstbewußtsein ist der Knackpunkt, glaube ich. =) Wer sich selbst nicht zugestehen kann, daß er in Ordnung ist, der wird immer versuchen, Pseudostärke daraus zu gewinnen, sich den vermeintlich Stärkeren anzupassen. Aber wer sich ernsthaft mit religiösen und spirituellen Fragen im weitesten Sinne auseinandersetzt, dem bleibt das Sich-seiner-selbst-bewußt-sein zwangsläufig nicht erspart. =) Und dann reagiert man eben. Schön, daß Du Dich mit Dir wohlfühlst.

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  2. Hallo,
    schön geschrieben, genauso ist es!

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    1. Vielen Dank, liebe Elster.
      Freut mich dass Du es ebenso siehst.

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  3. Ein sehr, sehr schöner Text. Und danke für das "Wir, die wir heute in den Zwanzigern oder Dreißigern sind" :-D

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  4. Dem schönen Text kann ich auch nur zustimmen,dass wäre auch ein Thema für ein
    zukünftiges Buch.
    In den Dreißigern bin ich auch nicht mehr und ich lerne immer noch dazu.
    die Weidenfrau

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    1. Hihi, okay - dann war dieser Satz von mir wohl eher ein kleiner Jump ins Fettnäppfchen :D
      Und vielen Dank für das Kompliment :-*

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