Dienstag, 9. April 2013

Die Sache mit den Zombies

Aha, soso - jetzt ist es wohl vollends mit ihr durchgegangen, denkt Ihr nun vielleicht ;-) Aber keine Sorge, dies hier werden nur einige abstrakte Gedankengänge zu einem Thema werden, über das ich gerade zufällig in meinem aktuellen Buch gestolpert bin (der Wolfsfrau). Da kam das Wort Zombie in einem psychologischen Zusammenhang vor (was sowas meint wie eine funktionierende, seelentote Person). Ich habe öfter solche Flashs, wo ich dann für mich eine Art Bildersprache deute, von der ich glaube dass sie nicht nur in Märchen sehr häufig vorkommt....

Was versteht man also gemeinhin unter einem Zombie, wie man ihn beispielsweise aus so fiesen Splatter-Filmen kennt?
Ich muss jetzt grad mal gestehen dass ich noch nicht viele gesehen habe, aber ein ungefähres Schema F scheint es da ja zu geben.

Es handelt sich also wohl um sog. Untote. Die sind eigentlich schon nicht mehr am Leben, laufen aber doch noch mehr oder weniger munter in der Gegend herum. Hhhhmmm, kommt dem ein oder anderen bekannt vor, was?
Da besteht also der Körper / die Hülle noch fort, doch die Seele ist abgestorben.
Hat den Körper verlassen. Sie funktionieren dennoch, rennen wie ferngesteuert umher, suchen Nahrung. Aha. Sie wollen fressen!

Was unterscheidet so einen Zombie also von einem modernen Menschen in der westlichen Welt? Die meisten von denen / uns rennen doch auch bloß - wenn auch vermeintlich weniger planlos, von einem unersättlichen Hunger getrieben durch die Weltgeschichte und suchen nach etwas, das ihre Begierde stillen kann.
Aber was kann das bloß sein?
Wieviele Menschen führen ein augenscheinlich "perfektes" Dasein, das auf Erfolg, materiellem Reichtum und gesellschaftlicher Anerkennung ausgerichtet ist und sind dennoch nicht... satt?

Sie funktionieren Tag ein, Tag aus. Gehen ihrer Arbeit nach, müssen hier präsent sein, zeigen sich dort und schwafeln mit den anderen Untoten leer vor sich her. Seltsam, nicht? Scheint es sich doch angeblich in solchen Fällen um die absoluten Spitzenexemplare unserer Breitengrade zu handeln.

Tagtäglich schaffen und erreichen sie / wir etliches, doch eine wirkliche Befriedigung stellt sich einfach nicht ein. Also wird weiter gehetzt, gesucht, gefressen, zerstört, gewühlt und geschnüffelt. Aber nichts vermag die grenzenlose Sehnsucht zu stillen nach dem, was verloren gegangen ist: Die Seele. Der Ursprung unserer Menschlichkeit.
Die ist untergegangen in einem Alltag aus anerzogenen Zwängen, Verpflichtungen, Verzicht und Außendarstellung. Klingt das etwa gesund?

Was passiert nun? Kann ich Euch sagen: Therapie. Psychiater. Gesprächsrunden. Wieder aus dem "Loch" geholt werden.
Denn wenn Du trotz imenser weltlicher, sichtbarer Erfolge und Statussymbole nicht glücklich bist, sich einfach keine tiefe Zufriedenheit einstellt - dann bist DU krank o.O

Was zeichnet einen Zombie denn noch so aus, neben der Gier nach Fleisch (Substanz)? Ach ja, richtig: Bei dieser Existenzform handelt es sich um eine von einem Virus befallene Art... Haben wir doch auch schon, wenn wir uns mal umschauen. Ein Zombie "beißt" und infiziert somit den nächsten. Weil der Nachbar XYZ wie ein aufgeblasener Hahn prahlend mit seinen Geschäftserfolgen durch den Stall zieht fühlt der ABC sich plötzlich... nicht mehr zugehörig und zweifelt an sich selbst. Immer wieder kommen die kleinen Spitzen "mein Haus, mein Pool, mein Auto" - da gerät man schon mal ins Überlegen...
Ratzifatz hat das Virus ihn gepackt, das Fieber bricht aus und ABC rennt auf einmal genauso unerfüllt durch seinen Alltag.

Und so geht es überall. Nicht im kleinen Kreis, nicht nur dort. Gerade im großen Stil. Ich meine, wenn man mal ernsthaft darüber nachdenkt: Was unterscheidet uns noch von diesen verwesenden Fleischfressern, die nur noch ihrer Nase nach der Gier folgen?

Sie stinken (sie sind krank), sie verwesen (sie zerstören sich), sie haben maßlosen Hunger (sie können den verlorenen Sinn in ihrem Leben nicht wieder finden), sie beißen und stecken andere an (es entsteht eine Kettenreaktion), sie fristen ihr Dasein in Dunkelheit (sie können ihre Büros und selbst gebauten Gefängnisse nicht mehr verlassen, ohne Einbußen bzw. "Verletzungen" hin zu nehmen), sie bluten aus offenen Wunden (jeder halbwegs instinktbegabte Mensch kann sehen wohin das führen wird) und womöglich werden sie die ganze Welt in etwas verwandeln, das sie selbst nicht verstehen (weil sie ihre Augen längst davor verschlossen haben).

Auf welche Zombie-Apokalypse warten wir also noch? Die westliche Zivilisation hat etwas geschaffen, das noch viel wirkungsvoller ist als jegliche körperlich krank machende Virusinfektion es jemals sein könnte: Eine stänig anwachsende Horde (unbemerkt) willenloser Zombies, die alle anderen Daseinsformen nur noch als Opfer oder Futter ansieht.

Bravo, wir brauchen keinen neuen Film....

P.S. Um eines noch klar zu stellen: Ich habe ganz sicher nichts gegen Geld und Erfolg, denn ohne kann man eigetlich auch kaum glücklich werden. Doch der Preis dafür muss realistisch sein, oder sagen wir besser "gesund".
Ein gesundes Mittelmaß ist immer der Schlüssel, um die eigene Mitte / in Balanc zu gelangen.

Ich glaube die Einstellung muss sich ändern, vieles einfach lockerer gesehen werden. Wenn einem Menschen keine Zeit mehr bleibt, dem nachzugehen, was er für sein seelisches Wachstum und inneres Wohlbefinden benötigt, dann kann auch sein körperliches Funktionieren nur noch eine Frage der Zeit sein.
Das Haltbarkeitsdatum läuft ab.
Wer sich aus der Zombie-Maschinerie befreien will, der muss ins Licht gehen. In die Sonne sehen. Versuchen zu heilen, anstatt unaufhörlich nach Ersatzbefriedigung zu geiern. Denn deren Wirkung ist leider nur von kurzer Dauer. Sie kann es nur sein. Wer nicht ißt, der stirbt. Wer seine Seele nicht füttert, der tötet sie ab.

Das ist leichter gesagt als getan, ich weiß das...
Aber es muss einen Weg geben im Einklang zu leben mit dem, was wir materiell anstreben und dem, was wir zum Blühen brauchen. Also nicht nur Fleisch (Dünger), sondern Gefühle (Wasser) müssen her.
Das mag die Pharmaindustrie Millionen kosten, aber ebenso viele glückliche Leben wird es verlängern.

Denn wenn Du eines Tages aufwachst und den scheinbaren Boden unter Deinen Füßen verloren hast wird es gar keinen Halt geben, es sei denn Du hast Dir vorab Gedanken gemacht und bist Deinen Gefühlen, dem Ruf Deiner Seele gefolgt.

Manchmal müssen wir den goldenen Käfig verlassen und uns befreien, egal wie groß die Angst vor der Welt dort draußen (und gerade auch der dort drinnen) sein mag. Sie hält vieles bereit. Ich glaube wenn wir sie hegen und pflegen, wie einen prachtvollen Garten, dann können wir auch eine Weile überbrücken indem wir uns von dessen Früchten nähren.

22 Kommentare:

  1. Athena... wow.
    Starker Text, wenn ich könnte, würde ich dir jetzt einen donnernden Applaus rüber schicken. Ganz ehrlich. Und den Vergleich merke ich mir!

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    1. Hey, ich danke Dir und verneige mich zutiefst! ♥
      Übrigens kann ich den Applaus bis hier hin hören, bin da sehr fantasie-begabt, in solchen Dingen ;-)

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  2. Ein ganz wundervoller Beitrag liebe Athena! ;-)
    Auf daß wir uns nicht infizieren lassen....

    Herzliche Grüße,
    Beltane

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    1. In meinem Fall sag ich mal lieber: Auf dass ich mich recht schnell kuriere, glaub ich... ;-/
      Ich danke Dir für Dein positives Feedback :)

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  3. Oh ja, das ist ein wirklich großartiger Text. <3

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    1. Danke Maus, freut mich dass er Dich auch angesprochen hat ♥

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  4. ...also machen wir uns auf den Weg Richtung Sonne und lassen die Schatten hinter uns.....gemeinsam wird es noch heller♥

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    1. Ich hoff es, Du Liebe - und das Gefühl hab ich auch ♥

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  5. Ich applaudiere dir und besonders für die letzte Absätze. Der Vergleich ist ein sehr passender und schöner. Aber ich hoffe auch, dass die Worte bei dir angekommen sind und genau da strahlen im Licht, wo sie dann manchen Zweifel und manche Angst verdrängen.

    Ich drück dich!

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    1. Ich danke Dir von Herzen Feona - und auch Dir, Ash ♥
      Ich hoffe das auch... und arbeite dran...
      Und ich bin ja auch nicht allein... :-* ♥

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  6. Klasse! Das wusste ich auch noch nicht alles und fand deinen Beitrag nun grad sehr interessant! Dankeschön! Und das lange PS spricht mir auch aus der Seele! Gut geschrieben!

    Herzlichst, Juliane

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    1. Das freut mich wahnsinnig, ich danke Dir! ♥

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  7. ich glaube, wenn du den modernen homo sapiens mit zombies vergleichst, verharmlost du ihn. zombies gehen ja in der regel nicht planvoll vor, der homo sapiens schon. das macht ihn ungleich gefährlicher. er und seine hinterlassenschaften sind auch nicht annähernd so einfach zu killen wie matschige zombies.
    außerdem sind zombies nicht-reflektiert, der homo sapiens aber schon. wir wissen, was wir tun, und tun es trotzdem. das ist fatal.

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    1. Ich gebe Dir einerseits definitiv Recht, Amala.
      Andererseits muss ich anmerken dass es auch viele "manipulative" (oder automatische, ich weiß nicht wie ich das anders ausdrücken soll) Einflüsse gibt, die einen Menschen in eine bestimmte Richtung treiben können. Eben sich selbst auszubeuten und einem Leben hinterher zu hecheln, das er sich eigentlich gar nicht wünscht. Ich hoffe Du verstehst wie ich das meine...

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  8. Ja,....seeleslose Wesen. Vernetzt am Intzer-Netz. Aber nicht am "Wesentlichen",....wovon sie noch nicht mal eine wage Ahnung haben. Und ihre Gier ist groß........Ja,....so ist das,....und mit jedem neuen Film, wird alles heraufbeschworen was er zeigt.......Aber davon wissen Die nix. Es bringt ja Geld......und es muss immer blutiger, schrecklicher sein......
    Tolle Aussichten für die Zukunft, kann ich da nur sagen.....da bin ich doch froh, dass ich schon so alt bin,....und wer weiß, wenn ich dasa nächste Mal hier erscheine........ist hoffentlich alles .....besser.....
    Liebe Grüße Dir
    Rosi

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    1. Du bist doch noch gar nicht alt, Rosi ;-) ♥
      Und außerdem braucht diese Welt nunmal auch ein "lichtvolles" Gegengewicht :)

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  9. Hallo Athena,
    ich kann total gut nachvollziehen, dass du die Wesen aus dem Märchen in der Welt wahrnimmst, denn ich glaube auch, dass die Figuren in einem Märchen oder einer Horrorgeschichte bestimmte Arten von Menschen bzw. bestimmte menschliche Eigenschaften widerspiegeln. Ich sehe auch überall Trolle, Zombies, Vampire... aber auch Göttinnen, die ein bestimmtes Prinzip in sich tragen. Auch Hexen, alte weise Frauen... Und vor allen Dingen: Muggel! Überall um mich herum Muggel!
    Dein Vergleich ist super und trifft es auf den Punkt. Ich würde sogar sagen, dass 90% Deutschlands Zombies sind. Ich nehme eine so hohe Zahl, weil es nicht immer nur Zombies sind, die Erfolg, Gier, Macht, Ansehen und Geld anstreben. Es gibt noch andere Zombies: zum Beispiel meine Mutter. Sie ist Hausfrau und funktioniert. Ich habe noch nie erlebt, dass sie richtige Freude empfinden kann, genauso wenig wie mein Vater. Da ist dann in der Vergangenheit soviel passiert, was man nicht verdaut hat und dieses immer größer werdende Päckchen macht die Seele bewegungsunfähig, tötet sie irgendwie. Menschen, die nicht in der Lage sind, über ihre Gefühle zu sprechen. Es gibt ja auch Menschen, die immer nur über ein bestimmtes Thema sprechen oder nur noch von sich selbst sprechen können. Die sind so automatisiert, die merken das auch gar nicht mehr. Alles wahrscheinlich Schutzreaktionen, damit nix "neues, überraschendes" über einen herfallen kann...
    Aber ich schweife ab, eigentlich wollte ich dir nur ein Kompliment machen für den tollen Artikel, da er mir mal wieder gezeigt hat, was ich nicht sein will. Und das ist schon viel wert. In diesem Sinne-danke dir von Herzen!

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    1. Danke Dir, Sofia - ich freue mich doch über so ausführliche Antworten total! =)
      Und ich kann Dir nur Recht geben, denn auch solche "Zombies" meinte ich...
      Übrigens haben meine Großeltern väterlicher seits über 20 Jahre lang KEIN WORT miteinander gewechselt, aber weiter zusammen gelebt, gemeinsam am Tisch gesessen, gegessen usw. usf. Da gab es auch einfach zu viele, alte und tiefe Wunden - Scheidung oder Therapie wäre allerdings in dieser Generation nicht in Frage gekommen. Also Familie - das ist nochmal ein ganz eigenes Thema ;-)

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