Sonntag, 20. Januar 2013

Ausbeutung von Schwerstbehinderten

Vor ein paar Tagen erzählte mir eine "entfernte Bekannte" bzw. jemand, dem ich noch nicht oft begegnet bin, von ihrer 24-jährigen Tochter.
Wir kamen spontan ins Gespräch, von Hölzchen auf Stöckchen - wie man so schön sagt. Ihren Namen oder woher ich sie kenne möchte ich an dieser Stelle lieber nicht nennen, damit sie nicht womöglich noch in Schwierigkeiten kommt oder sowas. Sie weiss aber dass ich hier darüber schreibe, das sei bemerkt.

Liath hatte ja neulich an dieser Stelle ohnehin dazu aufgerufen auch mal politische und soziale Themen anzusprechen, bzw. dass leider auch sehr viele "spirituelle" Menschen die Augen vor den Tatsachen verschleißen. Natürlich hat sowas immer verschiedene Ursachen und jeder muss da für sich selbst abwägen. Aber was ich dann hörte regte mich so sehr auf das ich wusste - da kannst Du Deine Klappe sowieso nicht halten!

Ich werd jetzt mal nicht das gesamte Gespräch wieder geben, sondern eben worum es mir hauptsächlich geht und ich so arg erschüttert gewesen bin.
Die junge Frau sitzt also im Rollstuhl und wenn ich es richtig verstanden habe (wollte da nicht so nachbohren) ist das auch schon ihr Leben lang so. Jedenfalls geht sie den ganzen Tag arbeiten, ganz normal - acht Stunden lang. Sie ist für die Behinderten-Werkstatt der Caritas bei uns hier in der Gegend tätig. Es sei vielleicht noch bemerkt dass es sich "lediglich" (ich hoffe Ihr wisst, wie ich das meine) um ihre körperliche Einschränkung handelt, also keine geistige Behinderung vorliegt (um die Arbeitsmöglichkeiten einschätzen zu können ist dies womöglich relevant, auch für Euch).

Die Caritas bekommt ja, soweit ich das weiß, von verschiedensten Unterehmen Aufträge und dafür dann auch keine schlechte Bezahlung, jedenfalls nicht, dass ich wüßte. Jetzt ratet doch mal was die junge Dame im Monat verdient? Für die acht Stunden Arbeit am Tag. Hm?
Ich lasse die Spielchen, da kommt Ihr sowieso nicht drauf. Also schön: 90,-€ erhält sie (!!!) und zusätzlich HARZIV! Na, was sagt Ihr jetzt? Ich hab gedacht ich fall vom Glauben ab, als ich das hörte. Wie ihre Mutter mir berichtete sind die Gesetze über Beschäftigung von körperlich behinderten Menschen bzw. halt Rollstuhlfahrern wohl in Deutschland seit Anno Schnuff nicht mehr geändert worden. Na bravo, ganz toll! Ich könnte ko....!

Das ist Ausbeutung Leute, undzwar ganz legal und auf aller höchstem Niveau! Ich sagte ihr sofort dass man damit mal an die Öffentlichkeit gehen müsse, es dürfe doch nicht einfach immer so weiter gehen. Da hat sie mir dann noch ein paar "lustige" Stories erzählt, wo sie tatsächlich schon mal die Presse eingeschaltet und ein paar Politiker mit ins Boot geholt hat. Geändert hat sich aber leider, bis heute - noch nichts. Eine Spendenaktion kam damals zustande. Das ist schön und zeugt von Menschlichkeit der Spender. Doch wie die Mutter mir sehr verständlich rüber brachte: Irgendwie ist es traurig, arm und in gewisser Weise erniedrigend. Denn die Tatsachen, Gesetze müssen sich ändern!

Es ging darum dass die Tochter für den Winter so einen (ich hoffe das Wort ist jetzt korrekt, ich bin auch einfach so aufgewühlt) "Schlupfsack" brauchte. Den kann man über die Beine stülpen, um sie vor Frost und der eisigen Kälte zu schützen. Kurz um - es handelt sich dabei um eine Notwendigkeit, keinen Luxus! Die Kosten hierfür betragen 600,-€, nicht gerade ein Pappenstiel. Die Kasse gab sage und schreibe 180,-€ dazu - für den Rest muss man eben selbst aufkommen, so die Aussage der selbigen. Aha. Ich halte mich jetzt mal zurück. Da beißt sich nämlich die Katze in den Schwanz. Wie soll jemand bitte von 90,-€ monatlich (HARZIV geht komplett für die erheblich höheren Lebensunterhaltskosten drauf) eine medizinische Notwendigkeit anschaffen, für die er über 400,- aufbringen müßte?! Ja, es ist herrlich. Die feinen Leutchen da oben sitzen sich die wohl genährten und gesunden Hintern platt und freuen sich, weil das Kleinvolk so schön doof ist.

Baahh, was hab ich eine Wut! Der Dame riet ich ihre Tochter schnellst möglich aus dem Zustand der Ausbeutung heraus zu holen. Sie kann schließlich in einer "ganz normalen" Firma (mit barrierefreien sanitären Anlagen ect., klar) ein ganz normales Gehalt einstreichen. Sie ist nämlich am Computer ganz normal fit, kann sich prima ausdrücken - und würde verdammt nochmal, wie jede 24-Jährige - auch mal gerne Shoppen gehen! Langsam wird sie depressiv von dem chronischen Geldmangel und den damit verbundenen Schwierigkeiten berichtete ihre Mutter, wer würde das nicht....?!

29 Kommentare:

  1. Liebste Athena,
    haarsträubend, dieses Beispiel. Ich kann nur zu gut verstehen, das soetwas aufregt. Nun frage ich mich dennoch, warum sie denn für 90 ,- im Monat überhaupt arbeiten geht? Wenn der Rollstuhl ihre einzige Behinderung ist, gibt es wie du schon sagst, genug andere besser bezahlte Möglichkeiten. Und ich kenne schon durch meine Arbeit haufenweise andere Beispiele.
    Jeder ist Experte seines Lebens und auch mit einer Gehbehinderung, kann man mehr erreichen ;) Weit mehr.

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    1. Das habe ich der Mutter auch gesagt. Das Mädel wurde wohl, wenn ich das richtig verstanden habe, beinahe dazu gedrängt. Aber sie will sich auch nicht mehr zwingen lassen und ich wäre gerne bereit bei der Suche nach etwas Anständigem zu helfen, soweit ich kann!

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    2. Vielleicht liegt da aber auch der Hund begraben.....es bedeutet schon Aufwand, sich zu bewerben, Niederschläge einzustecken, sich überhaupt aufzuraffen.....Sicher, dieser Ist-Zustand geht gar nicht, ha Kirche lässt grüßen, alles barmherzige Menschen, bloß immer auf Kosten anderer.....aber eben nur durch "sich seinem Schicksal ergeben", dadurch ändert sich ja bekanntlich gar nichts! Aber vielleicht kannst Du dem Mädel ja auf die Sprünge helfen, denn so braucht niemand vor sich hinvegetieren, aber ein wenig eigener Wille und Antrieb gehören auch dazu.....Viel Glück!

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    3. Sie und ihre Mutter scheinen da sehr entschlossen zu sein. Die gehen jetzt erstmal gemeinsam drei Wochen auf Kur und danach soll eine bessere Lösung gefunden werden, das find ich schon mal sehr positiv. Außerdem steht wohl ein Termin mit einem Reporter an, das finde ich absolut richtig.

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  2. Unfassbar! Ich kenne auch andere Beispiele, wo Menschen mit körperlicher Behinderung ganz normal arbeiten und auch ein ganz normales Gehalt bekommen. Ein fast blinder Jurist in meiner Behörde hatte sogar eine Vorlesekraft zur Verfügung gestellt bekommen. Ich wünsche der Tochter, dass sie ganz schnell aus dem Ausbeuterjob herauskommt und sich was Anständiges sucht. Ein Bürojob wäre ja machbar. Nein, so darf sie sich nicht ausnutzen lassen. Was hier noch prekär ist, dass es gerade die Caritas ist, die solche Ausbeuterlöhne zahlt. Nicht irgendein Heuschreckenkonzern, sondern ein kirchlicher Arbeitgeber. Sehr schändlich!

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    1. Ja genau, da wollte ich auch noch drauf eingehen - genau das finde ich auch noch doppelt schlimm! Es ist geradezu skandalös, ich sag ja - damit muss man eigentlich schnurstraks an die Öffentlichkeit!

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  3. Tja, das kenn ich, mit dem langsam depressiv werden wegen des chronischen Geldmangels aufgrund von Krankheit.

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  4. wie das bei zuzahlungen mit hartz4 ist, weiß ich nicht. grundsätzlich muß frau aber bei bestimmten leistungen (schuhe, klositz etc.) eine zuzahlung leisten (aktuell weiß ich nur, daß ich z.b. zu meinen neuen schuhen rund 90 € beisteuern muß, weil die kasse so argumentiert, daß auch ein nicht-behinderter mensch 90 € für ein paar schuhe ausgibt, das ist zumutbar). ich habe auch einen 600 €-schlupfsack und mußte nur 10 € zuzahlen. wenn die frau sich gut ausdrücken kann, dann soll sie einen widerspruch schreiben und die verschreibende ärztin bitten, eine notwendigkeitsbescheinigung auszustellen.

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    1. Ok, vielen Dank für Deine Tipps - werde ich gerne weiter geben. Das war wohl eine Situation aus der Vergangenheit, die sie mir da geschildert hatte, dennoch ist es ja für die Zukunft auch wertvoll zu wissen was möglicht ist...

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  5. Das ist wirklich ein sehr krasses Beispiel und ich finde es sehr freundlich von dir, ihr da helfen zu wollen (mein Gerechtigkeitssinn würde da auch rotieren). Ausbeutung trifft es wirklich gut, das ist ja ein krasses Missverhältnis von Arbeit und Gehalt.

    Hoffentlich findet sie einen besseren Job.

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    1. Sehe ich auch so! Ist mir vollkommen schnuppe warum und wieso das für eine Einrichtung ist oder welche Begründung es sonst wie geben könnte. Ein Mensch, der (EGAL WO) acht Stunden am Tag arbeiten geht kann dafür nicht mit 90,-€ und HARTZ IV nach hause gehen! Ob nun körperlich eingeschränkt oder nicht - schon alleine die blosse Tatsache macht mich rasend!

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  6. Also ich sehe das zwiespältig. Viele Arbeitgeber sind regelrecht dankbar, körperlich behinderte Menschen einstellen zu können, denn wenn man eine Quote (ich glaube von 7%) erfüllt, wird die Firma staatlich bezuschußt. Es sollte für die junge Frau also nicht aussichtslos sein.
    Wegen der enorm geringen Löhne… soweit ich weiß, sind Behindertenwerkstätten per se nicht in erster Linie als Arbeitsstätten geplant, sondern als Beschäftigung für Behinderte, die eben auch etwas Sinnvolles zu tun haben wollen und sollen, ohne dem Druck einer Firma am freien Arbeitsmarkt gerecht werden zu müssen. Behinderungen sind ja mannigfaltig und mancher psychisch (nicht geistig, nicht körperlich) behinderte Mensch würde schon alleine den Stress nicht aushalten. Die Produkte, die in den Werkstätten hergestellt werden, werden auch immer zu geringsten Preisen verkauft. Die Werkstätten sind nicht gewinnorientiert - dürfen sie gar nicht sein, denn es geht in erster Linie darum, Behinderten ein Betätigungsfeld zu bieten. Und die Beschäftigten selbst leben auch normalerweise nicht von dieser Bezahlung, sondern von der Krankenkasse. (Daß auch Krankengeld unter Umständen lächerlich gering ist, ist ein anderes Thema.)

    Wenn eine geistig und seelisch völlig fitte Frau sich das antut, ist das Verschwendung. Sie gehört dort nicht hin - sie ist nicht die Zielgruppe. Solche Werkstätten haben vor allem therapeutischen Anspruch, den sie nicht braucht.

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    1. Natürlich gehört sie da nicht hin, zumindest sehe ich das so wie Du. Ihre Mutter sagt dass es bisher schwierig gewesen sei für sie etwas in der Umgebung zu finden. Wir sind hier nunmal keine Großstadt und es scheint so gut wie keine Firmen mit barrierefreien Arbeitsplätzen im näheren Umkreis zu geben. Dass sie nicht wer weiß wie weit täglich anreisen kann, ist klar, denke ich.

      Und glaub mir: Ich weiss nicht was die mit dem Geld machen, aber die Caritas nimmt für ihre Aufträge auch keine Hungerlöhne. Die machen ja teilweise auch Auftragsarbeiten, beispielsweise Kabelkonfektionen und solche Sachen halt.

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  7. Man kann es sich also auch nicht so einfach machen und das geringe Entgelt einer therapeutischen (!) Einrichtung mit dem regulären Lohn des freien Arbeitsmarktes vergleichen, wollte ich nur sagen.

    Nichtsdestotrotz gehört die Dame da nicht hin.

    Und: Behinderungen sind ohnehin extrem von Ungerechtigkeiten geprägte Zustände, was jetzt die staatliche Unterstützung bei diesen Problemen angeht. Alleine, daß Blinde eine Blindenrente bekommen, Taube jedoch nicht, obwohl sie wie vielfach nachgewiesen deutlich größere Probleme haben, am normalen gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, hat meines Erachtens keinen rationalen Grund sondern war einfach "schon immer so" und keiner tut was. Aber das ist ein Faß ohne Boden.

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    1. ich kann mich deinen beiden beiträgen nur voll und ganz anschließen!

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    2. Das mag ja sein. Aber meine Meinung ist dennoch: Wenn jemand in der Lage ist acht Stunden täglich für eine Institution / Firma oder was auch immer zu arbeiten, dann kann es nicht sein dass derjenige mit 90,-€ und HARTZ IV abgespeist wird, tut mir leid!
      Da können wir auch gerne noch von der körperlichen Beeinträchtigung absehen. Es ist und bleibt ein Hammer, egal wie man es für mich darstellt.
      Würde sie da den ganzen Tag bespaßt werden, meinetwegen. Dann wäre das für mich eine therapeutische Maßnahme. Scheint aber in ihrem Fall für mich nicht so zu sein. Wer arbeitet hat dafür auch Geld verdient, das ist für mich die Essenz des Ganzen!

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  8. Also das ist irgendwie eine seltsame Geschichte. Ich bin ja selbst (von Geburt an) Schwerbehindert und dauerhaft auf einen (elektrischen) Rollstuhl angewiesen.
    Ich kenne den Spießrutenlauf bei den Behörden, Ämtern und Kassen und weiß aus eigenem erleben, dass es oft sehr schwer sein kann selbst dringend benötigte Dinge zu bekommen. Es gibt ja leider immernoch in manchen Köpfen die Vorstellung Behinderten würde alles in den A**** geschoben, das ist definitiv nicht so. Wir müssen meist um das kämpfen, was für andere selbstverständlich ist.

    ABER das eine Frau nur weil sie auf den Rollstuhl angewiesen ist einen Fulltime Job für nur 90,-€ machen muss, ist für mich neu. Einige "rollende" Freunde von mir sind ganz normal berufstätig und werden dafür auch ganz normal entlohnt. Es ist zwar durchaus schwerer für Rollstuhlfahrer einen geeigneten Job zu finden (weil die Rahmenbedingungen es oft nicht zulassen), aber wenn, dann zu den gleichen Konditionen wie Fußgänger.
    Es muss einen speziellen Grund haben, dass diese Frau an diesem Arbeitsplatz so wenig verdient. Da würde mich interessieren welche Ausbildung sie hat und wie sie zu diesem Job gekommen ist.

    Und zu dem Schlupfsack (ja der heißt so ;) ), meinen hat die Kasse bezahlt, wie meine anderen Hilfsmittel auch. Vollständig. (und ich bin ganz normal AOK versichert) Solche Genehmigungen sind oft auch davon abhängig wie gut die Begründung ist, die man hat warum man ihn braucht und wie hartnäckig man ist.

    Ich will damit nur sagen, man kann das ganze nicht so leicht pauschalisieren.

    Nichts desto trotz bleibt aber, dass Behinderte hauptsächlich durch ihre Umwelt behindert werden, mehr noch als durch ihre Behinderung selbst, denn wir könnten schon heute viel gleichberechtigt Leben und voll am gesellschaftlichen Leben teilhaben (was uns ja nach dem Gesetz zusteht), wenn Hilfsmittel, da wo sie benötigt werden, auch ohne wenn und aber zugestanden werden und Mobilität garantiert wird. Die meisten Menschen interessieren sich aber eben erst dafür, wenn es jemanden in ihrer Umgebung oder sie selbst betrifft. Da fehlt noch das Bewusstsein, dass meiner Meinung nach nur durch konsequente Inklusion vom Kindergartenalter an geschaffen werden kann.

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    1. Da hast Du sicherlich Recht. Und auch dass viele Menschen entweder zu ignorant oder ängstlich sind, dieses Thema überhaupt einmal anzugehen.

      Mit dem Job, das liegt wohl nur daran dass es sich bei der Behindertenwerkstatt um einen Betrieb von der Caritas handelt. Dort sind glaub ich Leute mit verschiedensten Behinderungen gemischt vertreten und es wird eher als therapeutische Maßnahme eingestuft, denn als Fulltime-Job. Nichts desto trotz ist es einer. Sie leistet ihre Arbeit, also hat sie es verdient, entlohnt zu werden!

      Sicher muss sie sich schnellstens was anderes suchen. Aber anscheinend ist das nicht so leicht für sie. Bei uns in der (eher dörflichen oder vorstadtmäßigen) Umgebung gibt es wohl kaum Firmen mit barrierefreien Arbeitsplätzen. Weite Anreise in eine andere Stadt ist natürlich auch nicht drin...

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  9. ich habe psychische probleme, Angst vor manchen Menschen, Panikattacken, usw. und kann dadurch nur in einer Einrichtung für psychisch erkrankte arbeiten. Die arbeit ist aber für mich so wichtig weil ich sonst wieder in meinen alten Alltag falle, nicht mehr rausgehen usw. Es liegt also nicht daran das man sich nicht Bewerben möchte oder die arbeit des Bewerbens nicht machen möchte. Das Gesetz sollte mal überarbeitet werden denn das wäre unsere Chance. Wehren können wir uns sonst nicht da wir keinen Arbeitsvertrag haben sondern nur einen Werkstattvertrag.

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    1. Genau das meine ich ja, da stinkt der Fisch nämlich ganz weit oben vom Kopf! Wie ich das heraus höre scheint es sich ja in Deiner Situation um einen evtl. ähnlichen Fall zu handeln...
      Ich wünsche Dir aus der Ferne alles Gute und LG, bis bald vielleicht mal!

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  10. (Links sind eingesetzt) Die FDP und die CDU/CSU u. SPD haben keinerlei Interesse daran, Menschen mit Behinderungen zu helfen. Komme ich nun zu etwas weiterem geradezu groteskem: Es geht um all jene, die in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten. Auch hier tut die Bundesregierung nichts im wirklichen Sinne für die Beschäftigten, zumal Deutschland hier eklatant gegen die Un-Behindertenrechtskonvention verstößt. Beispielhaft sei hierzu das interessante Interview mit eingefügt: http://www.53grad-nord.com/663.html - Interessanterweise sei bezüglich dieser Thematik, der nun von mir brisante Link bzw. dieses Video gesetzt, in welchem es veranschaulicht, wie Menschen dort "systematisch" sogar (!) ausgebeutet werden. - Bundesteilhabegesetz - BSK fordert den Mindestlohn für WfB-Mitarbeiter - https://www.youtube.com/watch?v=MNa-lQ-KEu4 -

    Bevor etwas sozusagen "mildes" meinerseits eingebracht wird, noch etwas wirklich hartes: http://www.vdk.de/deutschland/pages/themen/behinderung/70295/urteil_kein_mindestlohn_fuer_behinderte_in_behindertenwerkstatt -

    Und: http://www.kobinet-nachrichten.org/de/1/kolumne/32245/Abfindungsversuch.htm -

    http://www.kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/31357/WISO-berichtet-%C3%BCber-Klage-gegen-Werkst%C3%A4tten.htm -

    Nun darf man natürlich ebenso - der Fairness- halber - nicht vergessen, zu erwähnen, das es in - zumindest den (aller) meisten - Werkstätten hohe Rentenzahlungen gibt, genau gesagt sind es 407€, 25 Cent und zudem wird einem noch alles mit dazu bezahlt; siehe diverse Versicherungen, wie Krankenkasse usw. Ersichtlich wird jenes sofort, wenn die dortigen Beschäftigten ihre alljährliche Renteninformation zugestellt bekommen in welchem detailliert aufgelistet steht bzw. in typischer-deutscher (bürokratischer) Manier vermerkt ist, was einem selbst ab diesem und jenem Datum, falls man denn verrentet wird, als Rente wegen voller Erwerbsminderung zusteht, oder die Höhe ihrer künftigen Regelaltersrente und die entsprechende Rentenanpassung. Fest steht, das jeder, welcher dort 20 Jahre gearbeitet hat, eine EU-Rente beantragen kann, und mal völlig unabhängig, was wo auch immer im Internet oder sonst wo stehen mag, ich selbst kenne drei Menschen welche dort arbeiten und die Rente mittlerweile beziehen und weiß daher aus seriöser und sicherer Quelle, das diese Menschen mitsamt ihrem Werkstatt Geld auf gut über 1.050€ kommen. Die Bezahlungen dort variieren nämlich stark. So gibt es in manchen Werkstätten immer noch welche, die bis zu 500€ erhalten, manche die Arbeits-unfähig sind, eben nur den Mindestsatz von 101€. Nebenbei sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, das es allem in allem eine garantierte Mogelpackung darstellt, selbst wenn es, wie erwähnt - gute Maßnahmen zu geben scheint, des öfteren viel ja auch (unwidersprochen sei angemerkt) für die Beschäftigten getan wird, und es Außenarbeitsplätze gibt, in welchem man zwar weiterhin an die Werkstatt gebunden verbleibt, in aber einem anderen Betrieb arbeitet und wenn man Glück hat, einen höheren Zuverdienst hat. Des weiteren betreiben oder führen viele Werkstätten öffentliche Bereiche, wie kleine Cafes-, Buchläden und ja - sogar Buchbindereien-, Gärtnerreien-, sowie Kunstwerkstätten. Also kann man nicht salopp und schlichtweg nur einseitig gegen die Einrichtungen hetzen, denn die Mitarbeiter, welche dort aus dem öffentlichen Tarif entlohnt werden, sind selber stark unter Druck gesetzt - haben vgl. der Agentur für Arbeit ebenfalls nur befristete Arbeitsverträge oder leiden unter prekären Verhältnissen - wenngleich jene an-sich der Logik- halber besser da stehen. (Übrigens sollte nicht vergessen werden, das diese Beschäftigten keineswegs wirklich richtig hart arbeiten müssen, denn Akkord ist dort nicht gegeben und Pausen gibt es mehr als nur vier mal am Tag. Die Zeit dafür kann sich jeder nehmen. Ich plädiere dafür, das man mehr eine Art von Mindesteinkommen einführt

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  11. Weiterhin möchte ich auf noch andere grässlichere Tatsachen diesbezüglich zu sprechen kommen. So lange für behinderte Menschen, deren Leistungen also nicht wirtschaftlich verwertbar sind, sind die Gesetze für behinderte Menschen anscheinend geltungslos (!)...ja - gibt es sogleich eine massive Diskriminierung zwischen verschiedenen Behinderungsarten. Da helfen keine inklusiven Wortkreationen und auch keine "Bezahlung", die ohnehin vom Sozialhilfeträger wieder einkassiert wird. Beispiele für die absurde Lächerlichkeit in Beziehung der Behindertenwerkstätten folgen in den von mir gesetzten LINKS, denn vergessen wir dabei bitte nicht, das in diesen Stätten (!...) Menschen zum Kapital werden, nämlich in dem man an diesen etwas verdienen kann. Ca. 1.200€ pro Monat.

    Die Bezahlung der Werkstattbeschäftigten...das ist zu peinlich, als das man weiter drüber diskutieren könnte. Ein katastrophales Zeugnis, welches man Deutschland hierzu ausstellen müsste. Das was die Werkstätten Insgesamt betrifft, ist zu grotesk, als das weiter drüber diskutieren könnte. Für mich ist das alles in allem Inhuman und die totale Ausbeutung schlechthin.

    Ich empfinde es als förderlich wie als zugleich vorbildlich, wenn öffentlich auf diese Diskrepanzen - die in eben solch einer Werkstatt herrschen - aufmerksam gemacht wird; jedoch wird es wohl kaum (und leider) zu einer für, sagen wir: zumindest "gravierenden" Änderung zu Gunsten des Werkstatt-Systems (also der dortigen Beschäftigten) oder eben des Gesetzes kommen...denn grundsätzlich können sich die Werkstätten selber gar keinen Mindestlohn leisten, weil - woher auch sollen die 5,50€ Netto (nicht 8,50€ Netto wohlgemerkt) kommen? Die Werkstätten erwirtschaften nicht mal die Hälfte des Mindestlohns. Allerdings gibt es natürlich wie überall sonst auch, unfassbare Ungerechtigkeiten - die einfach grotesk sind. Beispiele gerade bezüglich der Werkstätten gibt es zuhauf. Alles in allem sei festgehalten, das es schon alleine daran krankt, das die Werkstatt sich selber kaum- bis gar nicht für die Beschäftigten einsetzt, gerade was die Förderung und Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt betrifft. Die Vermittlungsqoute liegt brachial unter einem 1 Prozent % (!)

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  12. Dabei herrschen in den Werkstätten vor allem ganz grundsätzliche Mängel vor, die schnellstens behoben werden müssen. Dieses betrifft den Zwei-Klassen-Charakter. Überall ist jenes Verhalten anzutreffen. Es liegt letzten Endes und vereinfacht gesprochen - am generell falschen Menschenbild. Mit Behinderten Menschen lässt sich nun einmal verdammt viel Geld verdienen. Dabei geht es hier und anderswo in keinster Weise um Interessen der Beschäftigten. Wer solches meint oder dazu neigt, so zu denken, sollte weiterhin ein Träumer sein oder gerne (super) naiv bleiben...denn die werden schon lange bzw. wurden wohl kaum jemals sogar berücksichtigt.

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  13. Eine Userin schrieb mal: Das Problem hast du in jeder Werkstatt. Natürlich ist es so gewollt. Das behinderte und psychisch kranke Menschen nicht auf den ersten Arbeitsmarkt integriert werden, auf gleicher Augenhöhe mit nicht behinderten Menschen leben können und ein angemessenes Gehalt verdienen, liegt schlicht daran, das sich die Unternehmen von der Pflicht Behinderte einzustellen durch die Ausgleichsabgabe und steuerliche Vergünstigungen bei der Auftragsvergabe an Werkstätten "freikaufen" können. Warum also sollte ein Arbeitgeber entsprechende Möglichkeiten schaffen, wenn er diese eher kostengünstige und unproblematische Alternative hat - im gleichem Atemzug argumentieren dann die Werkstätten, das sie keine Möglichkeit zur Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt sehen - wie auch, wenn eben die Stellen fehlen. Da sieht man recht deutlich, das dieses System Hand in Hand läuft. Daher verwundert es nicht, das Deutschland zögert, die von Deutschland unterschriebene UN-Behindertenrechtskonvention seit nunmehr sechs Jahren gesetzlich umzusetzen oder gegen solche Zustände einschreitet, da sich sonst die Politik ihre Brötchengeber madig machen würde. Die Werkstätten nehmen derweil natürlich mit Kußhand die Gelder von den Trägern und haben quasi das "Gewaltmonopol" gegenüber ihren "Klienten" , da natürlich ihre Einschätzung maßgebend ist, nicht die des "Klienten". So verschafft man sich noch zusätzlich das eigene Personal. Ich arbeite selbst in einer WfbM, bin durch Krankheit dort hineingerutscht. Mit Integration in den ersten Arbeitsmarkt hat es nichts, aber überhaupt nichts zu tun. Es gibt nicht einmal zielorientierte Maßnahmen. Man ist nur ein Baustein für den Erhalt von Arbeitsplätzen jener, die ein paar Stockwerke höher sitzen. Die WfbM haben den Auftrag zu Rehabilitation und Integration. Beides findet man größtenteils nicht. WfbM- no go. Definitiv.

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  14. In England oder auch in Skandinavien gibt es so was gar nicht mehr, ist alles anders geregelt worden. Deutschland blamiert sich derzeit, was dieses angeht, extrem. Doch haben Merkel und Co., für solches sowieso kein offenes Ohr. Dabei lässt sich dahingehend so viele mehr bewerkstelligen, doch die heutige Politik, allen voran jene die das derzeitige Entscheidungsvotum inne haben, getrauen sich nicht die Betriebe an die Kandarre zu nehmen und diesen etwas aufzwingen, oder gar die Werkstätten überhaupt (!) - und wesentlich mehr in die Pflicht zu nehmen. Denn unfassbar aber wahr: Die Kommunen können kaum noch irgendetwas finanzieren - abgesehen davon, das in vielen Länderverbänden kaum richtige Pläne zur Änderung so mancher Situationen vorliegen - da geht gar nichts mehr...aber etwas daran ändern? Nun Fr. Merkel und Co. interessiert das alles nicht so wirklich, genauso wenig wie es den gut ernährten Gabriel interessiert. Denn haben die zwei etwa eine Vorstellung wie es dort - in vielen Einrichtungen aussieht? Selbst wenn die zwei mal solche Sondereinrichtungen direkt vor Ort gesehen haben, so sehr ist diesen alles völlig egal, was diese Personen dort betrifft. Wenn nicht, so hätten sie schon unlängst große Veränderungen unternommen

    Es ist grotesk, das ein solch reiches Land wie die Bundesrepublik Deutschland Reformen wie die Agenda-2010 entwirft und nebenbei Behinderte Menschen benachteiligt


    **: http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/UN-Dokumente/CRPD_Abschliessende_Bemerkungen_ueber_den_ersten_Staatenbericht_Deutschlands_ENTWURF.pdf


    Geldgierige WohlfahrtDeutschland gibt viel Geld aus für Anderstalentierte. Allerdings nicht um sie zu integrieren, sondern um sie lebenslang auszuschließen. - http://www.taz.de/!5116296/

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  15. Ich muss es salopp und provokant aussprechen: denn so ist`s wirklich lächerlich bis absurd und geradezu widerwärtig, wie die Menschen mit Behinderung in Deutschland behandelt werden! Ekelhaft so was. und diffamierend zugleich. Weiterhin sei gefragt: Wer bitte klickt hier ernsthaft auf nicht Hilfreich? Schämt euch.

    Letzten Endes kann man nur eines feststellen wie behaupten, und zwar insofern, das Hartz-IV, also ALG-II genauso gescheitert ist wie die irrsinnige Inklusion! In der Inklusion, also bezogen auf den zweiten Arbeitsmarkt, werden Menschen mit Behinderung zu einem KAPITAL umfunktioniert.

    Siehe: http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/etikettenschwindel-behindertenwerkstaetten-von-wegen-mindestlohn

    http://www.die-linke.de/nc/die-linke/nachrichten/detail/artikel/behindertenwerkstatt-fuer-alle/

    Oder: https://twitter.com/dielinke/status/607174281135595520

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  16. Die Idee ist, dass die Menschen von der Werkstatt wieder den Weg zurück ins normale Arbeitsleben finden. Die Realität sieht allerdings anders aus. Das hat Theresia Degener festgestellt: Sie ist Professorin an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum:
    "Hingegen haben wir eine Rate von unter ein Prozent, was die Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt anbelangt, wenn man einmal in der Werkstatt war. Das heißt, es ist ein verschwindend geringer Teil von Menschen, die dort wieder rauskommen, es ist eine Sackgasse. Ich würde nicht sagen, dass die Werkstätten zu einer Vision der inklusiven Arbeitswelt gehören, denn sie sind Orte der Trennung, der Separierung."

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  17. Wieviel Subvention erhält der Betrieb? In den Werkstätten bekommen die Behinderten durchschnittlich 180 Euro Entgelt pro Monat. Seit der Einführung des Mindestlohns, Anfang des Jahres ist das eine eindeutige Benachteiligung der Werkstattbeschäftigten. Nicht alle arbeiten dort nur stundenweise, sondern sogar Vollzeit. Ein Stundenlohn von 1,30 Euro für bis zu 100 Prozent Leistung an einem Acht-Stunden-Tag ist laut Franz Wolfmayr, dem Vorsitzenden der Europäischen Vereinigung von Dienstleistern für behinderte Menschen, nicht gerechtfertigt. Als Arbeitsleistung gilt jedoch das Gesamtergebnis aller der dort Beschäftigten. Da der Verdienst und die damit verbundene Sozial- und Rentenversicherung nicht an die individuelle Leistungsfähigkeit gebunden sind, profitieren in erster Linie die Schwächsten von diesem System.Der Statusbericht äußert sich besorgt über die Trennung des Arbeitsmarktes in Behindertenwerkstätten und ersten Arbeitsmarkt, sowie den Umstand, dass seperate Behindertenwerkstätten weder auf den Übergang zum allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereiten noch diesen Übergang fördern.Die UN fordert, dass Behindertenwerkstätten abgeschafft und stattdessen zugängliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Um behinderten Arbeitnehmern die reguläre Beschäftigung schmackhaft zu machen, müsse sichergestellt sein, dass die Sozial- und Altenversicherung nicht an die Behindertenwerkstatt gebunden bleiben.

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