Mittwoch, 2. März 2016

Inanna - Gilgamesch - Isis - Rhea

Hm, also irgendwas scheint den Amazonen an meiner Rezension nicht gefallen zu haben... Ich überlege da jetzt echt welches Schlagwort es gewesen sein könnte. Vielleicht irgendwas mit der Bibel oder so? Jedenfalls haben sie sie nicht veröffentlicht. Daher mache ich es heute mal anders. Ich hatte den Text nämlich gespeichert und den stelle ich zur Abwechslung dann hier rein. Also heute keine Zitate - obwohl ich ein paar gute parat gehabt hätte. Statt dessen einfach mal einige Worte zum Buch an sich. Welches ich heute frisch beendet habe:

Heide Göttner-Abendroth hat hier, vorab gesagt, keineswegs das Rad neu erfunden. Sie hat sich aber auch keine Informationen vor lauter Jux und Dollerei aus den Fingern gezogen. Die Nacherzählungen der vorliegenden Schöpfungsmythen und kultur-religiösen Entstehungsgeschichten über Göttinnen und Heroen basieren schlicht weg auf einer jahrelangen Matriarchatsforschung der Autorin. Am Ende des Buches erklärt sie sehr ausführlich wie sie zu der - zugegebener Maßen sehr feministisch spirituell geprägten - Version ihrer Geschichten gelangt ist.
Die fragmentarisch überlieferten Mythologien über Inanna, Isis oder das griechische Pantheon hat sie lediglich in mühseliger Kleinstarbeit Stück für Stück zusammen gesetzt. Allerdings legte sie wert darauf den ursprünglichen Kontext wieder herzustellen. Nachgewiesener Weise lebten sämtliche erwähnte Kulturen zu der Zeitepoche, von der jeweils berichtet wird, in einer martriarchalen Gesellschaftsordnung. Leider sind allerdings viele der ursprünglichen Fakten im Laufe der Jahrtausende durch das überlagernde Patriarchat schlicht verfälscht und übertüncht worden. Frau Göttner-Abendroth versucht daher zurück zu den Wurzeln zu gehen und uns ein Bild der Geschichte und Religion vor Augen zu führen, wie sie aller Wahrscheinlichkeit vor mehreren Tausend Jahren tatsächlich ausgesehen haben.
Insofern sollte man natürlich interessiert sein an Matriarchatsforschung und weiblicher Spriritualität. Denn um nichts anderes geht es bei dem vorliegenden Werk im Prinzip. Beispielsweise werden jedoch auch andere Mythen entlarft: So wie z.B. die ach so biblische Sintflut keineswegs ihre Ursprünge in den sog. Heiligen Schriften hat, sondern auf sehr viel ältere Wurzeln zurück zu führen ist. Denn auch die Bibel hat leider das Rad nicht wirklich neu erfunden. Aber das sei mal nur so am Rande erwähnt. Wer offen ist für eine neue - wenn auch eigentlich sehr alte Sichtweise - die uns heut zu Tage so schlicht nicht vermittelt wird - der kann hier zugreifen. Oder sollte ich sagen, sie..? ;)

Es geht um die Geschichten der jeweiligen Göttinnen und Hereon samt der restlichen Götter-Schar, die so zu ihnen gehören. Woher sie kamen, wie sie entstanden, wie sie zusammen gehörten, wie ihre Aufgabenbereiche aufgeteilt gewesen sind. Die Dramen ihres Lebens, Leidens und Liebens werden berichtet, aber auch die des Sterbens. Die Eine mit dem Anderen, Krieg, Intrigen. Was es halt damals wie heute so gab.
Am Ende einer jeden Nacherzählung folgen die ausführlichen und sehr lehrreichen Ausführungen der Autorin. Woher sie ihr Wissen nimmt, welches ihre Quellen sind, warum sie was wie geschrieben hat usw. usf.
Anmerken sollte ich noch dass die Geschichten in einer altmodisch anmutenden Ausdrucksweise erzählt worden sind, weshalb viele Wiederholungen vorkommen und das Ganze teilweise etwas langatmig ausfällt. Dennoch möchte ich die folgenden beiden Bände über den Alpenraum und die keltischen Göttinnen sehr gerne auch noch lesen.

Auch wenn ich nicht jede Theorie für mich bestätigen kann (so ist für mich nicht Hekate ein und dieselbe Person wie Hestia, wobei die eine in der Ober-, die andere in der Unterwelt ihr Reich regiert, sondern sie sind für mich zwei völlig verschiedene Göttinnen) fand ich es sehr interessant einmal die ursprünglichen Mythen kennenzulernen, um so einige Zusammenhänge zu verstehen, die mir bisher noch nicht bekannt gewesen sind.

Vielleicht wird die Rezi ja nachträglich noch auf amazon veröffentlicht. Ich werde dann aber nicht extra darauf hinweisen. Steht ja jetzt alles hier drin.


6 Kommentare:

  1. Inzwischen bin ich zurückhaltend geworden mit feministischen, matricharchalen Interpretationen von Mythen. Es gibt welche die auf wissenschaftlicher Ebene gut und fundiert sind. Manche stellen aber auch Dinge als erwiesene Fakten dar, die eigentlich reinste Spekulation sind. Ein Beispiel das mir da immer wieder einfällt ist ein Erlebnis von mir, bei dem es um die Deutung von Wandmalereien auf einem alten, rekonstruierten Lehmhaus ging. Es waren Kreise und Punkte drauf. Eine Person deutete das als typische Weiblichkeitssymbole des Matriarchats. Kreise und Punkte. Ernsthaft jetzt? Vielleicht fanden die Leute einfach das Muster schön? Manchmal habe ich das Gefühl, dass man versucht auf Biegen und Brechen in allem einen Matriarchatsbezug und Matriarchatsbeweis zu finden.

    Ich sage nicht, dass es diese nicht gibt. Ich sage nur, dass man vorsichtiger sein sollte wenn man Dinge als Fakten darstellt, so lange es nur Spekulationen sind. Diese gibt es aber natürlich auch massenhaft die patriarchalen Interpretationen.

    LG
    Sólveig

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    1. Hallo Du Liebe!
      Ich sag mal so, ich lese sowas mit offenem Herzen und fühle im Nachhinein dann so in mich rein. Häufig bekomme ich von Hekate sowieso ganz andere Antworten ;)
      Frau Göttner-Abendroth sagt dass sie sich ihre Version der Geschichten auf Grund geschichtlicher Fakten und aus den fragmentarischen Überlieferungen zusammen gestellt hat. Soweit, so gut. Alle Male interessant.
      Sei lieb gegrüßt und hab noch einen schönen Sonntag, bis bald :*

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  2. Hm, interessant. Dass die Sintflut der Bibel auf dem Gilgamesch-Epos beruht, ist eigentlich eine Tatsache, die nicht zu leugnen ist. Würde mich auch mal interessieren, wo da das Problem liegt.

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    1. Ja, es ist allerdings eine Tatsache. Vielleicht versucht Frau Göttner-Abendroth einen noch älteren Bezug zu finden, denn bereits das Gilgamesch-Epos stellt Inanna nicht mehr allzu schmeichelhaft dar und ist daher "patriarchal verfälscht". Ich habe das Buch noch nicht gelesen, ich frage mich aber jetzt doch wie sie das belegen will.

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    2. Also liebe Anette, es scheint kein Problem gegeben zu haben. Jedenfalls kein großes ;) Die Rezi wurde ein paar Stunden später noch veröffentlicht. Warum auch immer diesmal zeitverzögert.

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    3. Genau Solveig, das versucht sie herauszuarbeiten. Das Inanna im überlieferten Gilgamesch-Epos schon nicht mehr sehr charmant behandelt wurde. Deshalb hat sie eine eigene Interpretation geschrieben, die Gilgamesch gewissermaßen schon ein wenig parodiert ;)
      Wie gesagt, ihren Erklärungen zu Folge hält sie sich an die ältesten, bruchstück haften Überlieferungen und versucht diese mit geschichtlich fundierten Fakten in Einklang zu bringen. So jedenfalls habe ich es verstanden. Es ist alle Male unterhaltsam. Deshalb würde ich die beiden anderen Bände gerne auch noch lesen.

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