Freitag, 30. Oktober 2020

Happy Halloween (oder so)...!

Was für ein Jahr, was für eine Zeit. Keine Party diesmal. Keine traditionelle Feier. Kein Treffen. Und dennoch ein Fest. Nichts von dem, was ich erwartet hätte oder das ich geplant habe, trifft ein. Corona hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie so vielen. Jedem eigentlich irgendwie.

Im ersten Lockdown haben wir beschlossen, das Beste daraus zu machen und die "geschenkte Zeit" zu nutzen. Diesen Sommer haben wir deshalb unser Wohnzimmer komplett renoviert. Streichen und neuen Boden verlegen lassen, die Hälfte der Möbel unten ersetzt. Für die Herbstferien hatten wir es ähnlich im Esszimmer und der Küche geplant. Ein Abwasch und fertig. Wieder Ruhe in den nächsten Jahren. Zumal die Rundumerneuerung dringend notwendig wäre.

Ihr kennt das: Neben der Arbeit, dem Freundeskreis, der Freizeitverpflichtungen und alle dem, bleibt einfach für diese grundlegenden Dinge häufig keine Gelegenheit. Nicht weiter schlimm. Kommt schon irgendwann, dachten wir uns. Und sollten Recht behalten mit dieser Einschätzung.

Dennoch ergab es sich anders. Der zweite Lockdown ist da, die nächste, für die dunkle Jahreszeit prophezeite Welle, hat uns erreicht. Aber unser Malermeister hatte für unsere Urlaubswoche im Herbst bereits einem anderweitigen Auftrag zugesagt. Insofern mussten wir die weiter führenden Renovierungspläne in das kommende Jahr verlegen. Ganz ehrlich gesagt bin ich eigentlich froh darüber. Nachdem wir bereits im Sommer quasi keinen Urlaub gehabt hatten, weil eben fast die gesamten zwei Wochen für unsere Maßnahmen drauf gegangen waren.

Man besitzt gar keine Vorstellung davon, was man alles im Laufe der Jahre angesammelt hat. Bis man einmal vor der Herausforderung steht, das Ganze anzufassen. Wortwörtlich. Einen Teil in Umzugskartons zu verpacken und im Hausflur zu stapeln. Die andere Hälfte auszusortieren und in blauen Säcken zum Betriebshof zu fahren.

Dann das Putzen und wieder Einräumen und Aufbauen neuer Möbel. Der Urlaub war um, ehe wir es uns versahen und schon ging es wieder an die Arbeit. Eigentlich wäre ich da erst recht urlaubsreif gewesen. Müde und kein bisschen ausgeruht. Aber natürlich unglaublich glücklich. Alles war neu und sauber. Unser Wohnzimmer hatte sich komplett verwandelt. Insofern sind unsere Mühen mehr als belohnt worden. Dennoch braucht der Körper irgendwann seine Auszeit. Und auch der Geist schmachtet nach Erholung. 

Sprich: Wir haben die Gelegenheit dankbar angenommen, einfach mal buchstäblich Nichts zu machen. Wie man das so schön sagt jedenfalls. Geputzt, eingekauft und gegessen werden muss ja trotzdem. Wobei ich eingestehe, das hat was. Ich finde es schön, mal wirklich Zeit zum Kochen zu haben. Für all die Gerichte, die sonst so gut wie nie auf den Tisch kommen. Weil Kartoffeln schälen und Rouladen schmoren usw. einfach so lange dauert.

Für mich waren diese Herbstferien ein großartiges Highlight. Ich hatte mir vorab sechs neue Bücher bestellt und einen Vorrat meines Lieblings-Rotweins angelegt. Konnte joggen gehen, wann immer ich Lust und Laune dazu hatte - wenn das Wetter es für meinen Geschmack zuließ. 

Sobald ich realisiert hatte, dass auf Grund der aktuellen Lage keine Halloween-Partys stattfinden würden, war ich auf eine traditionelle Feier im kleinen Rahmen umgeschwenkt. Früher habe ich meist mit meinen "verrückten Tanten", also meinen spirituell gleich gesinnten Freundinnen, dieses große Fest begangen. Einen Feiertag, der mir persönlich sehr viel bedeutet. Ahnengedenken. Der Hexen Winteranfang. Ganz früher einmal sogar ist es das Neujahrsfest gewesen. Weil einfach alles in der Dunkelheit, der tiefsten Finsternis, beginnt. 

Da wir jede in unserem bunten Haufen allerdings ein Stückchen entfernt voneinander wohnen, war klar, das käme auch nicht in Frage. Die eine hat ein kleines Kind, mehrere von uns sind gesundheitlich vorbelastet. Das wäre einfach nicht vernünftig gewesen. Auch die Gedanken an eine Party mit Freunden aus dem Dorf und sogar eine Verabredung im kleinen Kreis wurde verworfen. Ich habe einfach zu großen Respekt oder besser gesagt, Angst vor dieser Seuche. 

Viele unserer Freunde bzw. meiner Freundinnen verstehen meine Bedenken und teilen sie. Die meisten sorgen sich aktuell, vernünftigerweise, hinsichtlich ihrer eigenen Situation. Das Einkommen, welches nicht mehr gesichert wäre, wenn die selbständige Tätigkeit auf Grund von zweiwöchiger Quarantäne nicht mehr ausgeübt werden könnte. Das Kleinkind, das womöglich noch nicht widerstandsfähig genug wäre, um eine solche Virusinfektion zu überstehen. Die immunschwächende Vorerkrankung, die einen schweren Verlauf begünstigen würde.

Andere Freunde werden sich vermutlich trotz allem treffen und gemeinsam feiern, ich kann es ihnen nicht verdenken. Ich gönne ihnen die Freude und den Spaß von Herzen. Hoffe aber, dass sie auf sich achten werden und gesund bleiben. Falls wirklich welche zusammen kommen. Aus eigener Erfahrung weiß ich wie schwer das ist. Den Abstand einzuhalten und sich nicht in den Armen zu liegen, gerade wenn Alkohol im Spiel ist. Aber jeder von uns muss für sich selber Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, die das eigene Leben angehen.

Ich weiß auch, dass nicht jede von Euch meine Ängste nachvollziehen kann. Wisset, ich nehme diese Sache sehr ernst. Verdammt ernst sogar. Ich liebe mein Leben und die Menschen, die ich eben liebe. Nicht nur Menschen. Aber Ihr wisst, was ich meine. Katzen treffen sich nun einmal nicht in Kneipen und feiern Partys.

Ja Leute, auch das bin ich. Nehmt mich so oder lasst es. Ich bin ernsthaft und besorgt und ich versuche zu beschützen, was mir wichtig ist. Ich versuche zu leben, mit denen die ich liebe, so lange und so gut, wie ich kann. Dieses Leben ist mir heilig. Ich werde es auskosten, so lange und so gut, wie ich kann.

Auch das bin ich. Wenn ich schreibe, dann lasse ich alles los. Ich zeige mich verwundet und verletzlich und echt. So wie ich bin. Auch all die anderen Gesichter, die ich zeige, gehören wirklich zu mir. Die sorglose, lustige, total verrückte Ramona. Aber wenn ich schreibe, dann öffne ich mich anders. Ich lege alles frei, was ich fühle. Nehmt es oder lasst es. Liebt es oder hasst es. Aber das bin nun einmal ich. Freundschaft ist mehr als feiern und lachen. Es bedeutet auch leiden und weinen und umarmen und verstehen. Akzeptieren wie jemand ist. Und zwar im Ganzen. Und manchmal, neuerdings, bedeutet es wohl auch, sich nicht zu umarmen und sich nicht zu sehen. Jetzt gerade besteht der größte Freundschaftsdienst wohl darin, nicht zusammen zu sein.

Was ich grundsätzlich nie tue, ob ich nun rede oder schreibe, ist lügen. Ich habe genug Lügen für ein ganzes Leben gehört. Mein ganzes halbes Leben war eine Lüge. Wenn die Situation es meines Erachtens nach erfordert, dann formuliere ich eventuell sehr wohl überlegt. Weil ich niemanden verletzen will, der mir etwas bedeutet. Oder weil es nötig ist, beruflich vielleicht. Dann verhalte ich mich taktisch klug. Aber richtig lügen, eine Tatsache vortäuschen, die mir bzw. (m)einer Wahrheit nicht entspricht, das mache ich nicht. Ich verurteile Lügen. Sie sind mir ein Graus. Ich weiß auch woher das kommt. Die Ursache liegt in meiner Kindheit, in meiner Jugend vergraben. Deshalb werde ich niemandem antun, was man mir zugefügt hat. 

Und ich hoffe, dass meine kleine Schwester niemals auch nur annähernd so viele Lügen wird hören müssen, wie ich es musste. Ich wünsche mir von Herzen, dass sie nie erfahren wird, was ich über meine Mutter lernen musste. Weil das bedeuten würde, dass es einen Fortschritt gegeben hat. Eine Entwicklung. Deshalb werde ich sie auch nie diese Wahrheiten wissen lassen. Weil meine Wahrheit nicht zwangsläufig ihre sein muss. Es besteht die Möglichkeit, dass sie unter ganz anderen Voraussetzungen als ich, nicht nur aufwächst, sondern sich auch wird entfalten können. Daran möchte ich glauben. Dass diese eine Mutter nicht zweimal denselben Fehler machen wird. Dass dieses zweite Mädchen in einer Realität erwachsen werden darf, die ihrer größeren Schwester nicht vergönnt war. Weil ich sie liebe. Obwohl wir uns kaum jemals kennenlernen konnten. Und weil ich glauben möchte, dass das möglich ist. Denn ich bin nicht nur verlassen worden. Von dem einzigen Menschen, dem Naturgesetz-gemäß ich hätte auf ewig vertrauen dürfen sollen, wie keinem zweiten in der Welt. Ich bin auch verraten worden. Immer wieder. Etwas, das ich nie verstehen werde. Wie sehr ich mich auch bemühe. So sehr auch Therapeuten und schlaue Menschen versucht haben, mir zu erklären. Wir sind wie Schneewittchen und die böse (Stief-)Mutter. Aber ich werde nie verstehen oder akzeptieren können, wieso. Ich kann mir nur für den Lauf der Welt und den weiteren Verlauf meiner Familiengeschichte wünschen, dass sie sich nicht wiederholen wird. Und ich glaube das hat es auch nicht. 

So viel mal kurz zum Ahnengedenken und dem Drüber-Nachdenken, über die eigene Geschichte. Über die Gene. Über das, was mich zu der gemacht hat, die ich heute bin. Worüber ich wiederum froh sein darf. Denn all das hat mich geformt zu der Person und dem Charakter, der mich heute ausmacht. Hat mir die Werte vermittelt, die ich vertrete und für die ich einstehe. 

Warum ich das jetzt alles hier erzähle? Keine Ahnung! Wir leben im Jahr 2020, Leute. Und das ist anscheinend mein Medium. Wenn ich schreibe, dann lasse ich einfach alles frei fließen, was mir gerade durch den Kopf kommt. Manchmal denke ich, dass ich gar nicht richtig bewusst selber schreibe. Aber egal. Das mit dem Unterbewusstsein ist auch eine sehr spannende Sache. Auf die ich gerne später einmal gesondert eingehen werde. 

Wie auch immer Ihr feiern werdet oder auch nicht. Ob Euch die Ahnenzeit etwas bedeutet oder auch nicht. Ich wünsche Euch ein gesegnetes Samhain, ein fröhlich-schauriges Halloween und vor allem wünsche ich uns allen Gesundheit. Und Heilung.





Schön war´s mit Euch, im letzten Jahr....

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