Unter dem Motto ruft die liebe > Liath < in ihrem neuesten Post gerade dazu auf, Dich selbst zu erkennen und Dich ggf. in Deinem Blog als Hexe zu erklären. Wie arbeitest Du? Was macht Dein Hexendasein aus? Wie gehst Du Deinen ureigenen Weg und was unterscheidet Dich womöglich gerade auch von anderen Hexen?
Ich denke zunächst mal ist es ja ein Grundprinzip im Leben einer jeden (freifliegenden) Hexe, dass wir eben gerade keinem Dogma folgen. Sondern uns in allen Glaubens- und Religionssystemen belesen und recherchieren, die uns in irgendeiner Art interessieren. So habe ich es für meinen Teil gemacht und damit habe ich schon als ziemlich junges Mädchen angefangen. Was mich dazu führte, die von meinen Eltern und den Lehrern in der Schule beispielhaft zitierte Bibel als eine Ansammlung von symbolträchtigen Geschichten zu betrachten. So sehe ich das heute auch noch. Abgesehen davon dass ich inzwischen heraus gefunden habe wieviel von deren Inhalt tatsächlich aus weitaus älteren Kulturen herausgepickt und adaptiert worden ist. Nichtmal die Geschichte von Noah und seiner Arche ist tatsächlich biblisch, sondern sumerischen Ursprungs. Aber ich schweife ab.
Heut zu Tage erkenne ich somit die Wichtigkeit der überlieferten Botschaften über Initiationswege, Abstiege in die Unterwelt u.ä. aus volkstümlichen Werken oder altertümlicher Mythologie für mich an und arbeite teilweise damit. Wenn ich einem Pantheon oder System Wesen oder "Praktiken" bzw. Überlieferungen entdecke, die sich für mich richtig anfühlen, stimmig - dann übernehme ich sie für mich. Zunächst taste ich mich langsam heran. Lerne kennen, probiere aus, fühle mich rein. Dann merkt frau würde ich sagen relativ schnell ob sie in dieser Sache ein Stück weit zuhause ist oder auch nicht.
Generell würde ich sagen die Götter und Göttinnen Deines Lebens kommen schon auf Dich zu. Da brauchst Du im ersten Schritt mal nicht viel dazu zu tun. Lediglich die Augen und Sinne offen halten. Bereit sein, die Zeichen zu erkennen und die Stimmen nicht auszublenden. Der Rest wird sich beinahe wie von selbst entwickeln. Und dann wirst Du wirklich wach...
Vom Prinzip her würde ich mich ehrlich gesagt nicht als rein weiße Hexe bezeichnen. Natürlich verstehe ich mich auf verschiedene Möglichkeiten der Heilkunst und versuche mit meinen Künsten immer das Beste für mich und meine Lieben im Leben zu erreichen. Dennoch hat die Welt auch Schattenseiten. Für mich gibt es nicht nur schwarz und weiß, sondern auch etliche Grauabstufungen und vor Allem noch so viele andere Farben mehr. Das bedeutet beispielsweise dass Gerechtigkeit bei meinen Idealen einen hohen Stellenwert einnimmt. Muss wohl auch so sein, wenn ich mich mit Athena identifiziere. Die war schließlich auch nie zimperlich.
Darum kümmere ich mich jedenfalls zur Not auch mal selbst. Weil ich nämlich nicht nur der Meinung bin dass Loslassen und Verzeihen immer die einzig richtigen Methoden sind, mittels derer wir heil werden und heilen können. Manchmal ist ein Ausgleich - den andere womöglich als Racheakt bezeichnen würden - die einzige Möglichkeit, sich Genugtuung zu verschaffen und Abstand zu bekommen. Somit stehe ich hier ganz offen dazu dass ich auch schon zu Methoden gegriffen habe, die nicht wirklich etwas Gutes zur Absicht hatten. Jedenfalls nicht aus der Sicht meines Gegenübers. Sondern einen Denkzettel verpassen sollten, Gleiches mit Gleichem vergelten. Das habe ich offen gestanden bis heute nie bereut. Wohl aber vorher lange abgewartet und die Konsequenzen durchdacht. Denn leichtfertig mit unseren Gaben umgehen sollten wir trotz allem nie.
Viele, die hier mitlesen, würden vielleicht auch nie meinen dass bei meinen Zaubersprüchen oder Handwerkszeugen auch mal Körperflüssigkeiten wie Blut zum Einsatz kommen. Dem ist allerdings schon so. Nicht alles was ich mache schildere ich hier haarklein und das hat natürlich seine Gründe. Denkt jetzt aber bitte nicht gleich das Schlimmste. Ich bin ein lieber Mensch und lasse mir viel gefallen. Aber ich habe gelernt definitv nicht die andere Wange auch noch hin zu halten. Das sollte man respektieren. Allerdings muß es schon knüppeldicke kommen, um mich aus der Reserve zu locken. Und wenn ich von Blut oder Haaren und sonstigem spreche, dann geht es dabei auch nicht unbedingt um Verwünschungen. Sondern vor Allem auch um meine eigene Kraft, die ich bündele und einzusetzen vermag.
Weibliche Spiritualität ist für mich das große Schlagwort. Ein Kreis von gleichgesinnten Frauen hat große Macht, die ich würdige, anerkenne und genieße. Luisa Francia ist mir ein großes Idol. Voodoo und Santeria interessieren mich sehr. Ich lese da und probiere mich wiederum aus, taste mich heran, lerne kennen. Stelle mich vor. Ebenso ergeht es mir mit der germanischen Mythologie oder eben dem griechischen Pantheon, aus dem meine große Muttergöttin Hekate stammt. Zur ihr insbesondere unterhalte ich ein sehr persönliches und wirklich inniges Verhältnis, könnte man sagen. Ich fühle mich als und bin ihre Tochter, in allen Facetten, die das mit sich bringt. Dabei geht es aber nicht nur um Magie, Kräuterkunde und Giftmischerei oder Divination. Sondern allem voran um die großen Irrungen und Wirrungen, Weggabelungen und Entscheidungen des Lebens. Eines Tages ergriff sie meine Hand und war fortan an meiner Seite. Seit dem bin ich keine Stunde mehr ohne sie gewesen. Vor ihr knie ich auch, selbst wenn sie das nicht verlangt, sondern eher sogar ungern sieht in bestimmten Lebenslagen.
Meine Magie könnte man vermutlich als sehr bodenständig, alltagstauglich und möglicher Weise sogar volkstümlich bezeichnen. Spirit für die Spirits eben ;) Kerzen, Tabak, Muscheln, eine Trommel, eingefrorener Schnee, Sigillen, Knoten, Hühngergötter, Kräuter, Räucherharze, Lebensmittel, Nadel und Faden - vor Allem aber das gesprochene oder auch geschriebene Wort; ich bin der Meinung dass Magie das Netz ist, welches Alles mit Allem verbindet und wir können es zu jeder Zeit auf jegliche Art beeinflussen.
Meine Erfahrung hat mich gelehrt dass es grund gütige Dämonen genauso gibt wie absolute Arschloch-Engel. Pardon für den Ausdruck, aber es stimmt. An der Sache mit den Archetypen ist was dran, aber ansonten kann frau einfach nicht jeden über einen Kamm scheren. Götter, Naturgeister, Ahnen, Engel, Dämonen und sonstige Wesen haben eigene Charaktäre und Wesenszüge, wie wir Menschen auch. Sie besitzen ihre Vorlieben, Ablehnung wie eigene Geschichte.
Reinkarnation - die Zyklen von Leben, Tod und Wiedergeburt - sind für mich der einzig denkbare Weg von Gerechtigkeit und davon, wie es überhaupt funktionieren kann. Daran glaube ich schon so lange ich denken kann. Ich erzählte meinen Eltern von meinen vergangen Leben als ich noch längst nicht zur Schule ging. Atlantis hat in meinen Augen wirklich einmal existiert. Das war eine Hochkultur, die sich zu Grunde gerichtet hat, wie unsere heutige ungefähr auch. Überlebt haben viele ihrer Zeugnisse im Alten Ägypten, so sehe ich das. Orte wie Avalon sind statt dessen meiner Meinung nach nicht in der materiellen Welt anzutreffen. Wir können sie erreichen, aber nicht in dem unser fleischlicher Körper dort hin reist.
Eine Sünde wäre es unser Leben nicht zu leben. Verzichten, sich selbst beschränken und geisseln, das ist nichts was die Göttinnenkultur von uns verlangt oder uns jemals lehren würde. Akte der Liebe, Freude, des Feierns, der Extase und von Genuß - das ist Leben. Höhen und Tiefen, Auf- und Abstieg, jegliche Art von Erfahrung gehört dazu. Denn schließlich sind wir hier um zu lernen. Auf einer materillen Ebene. Wo wir Schmerz, körperliche Liebe, die Eindrücke unserer Sinne erleben. Das ist etwas anderes als die bloße Existenz einer Seele.
Dazu haben wir hier jegliche Hilfsmittel, die wir uns nur vorstellen können. Insofern verstehe ich mich auf Kräuter für Tees, Räucherungen oder Einreibungen, um kleinere oder größere Zipperlein zu lindern oder gleich ganz zu heilen. Auf bestimmte Sprüche, Symbole oder Handlungen. Und wenn mir nichts bekannt ist, dann schaffe ich mein eigenes. Denn das ist die Kraft unseres Geistes, der Magie, des Lebens und der göttlichen Macht, die alles durchströmt.
Zu gewissen Zeiten fertige oder nutze ich Amulette und Talismane. Um etwas anzuziehen, manchmal auch um etwas von mir fernzuhalten. Vieles davon hat mir der eigenen Einstellung, der Entwicklung zu tun. Nicht zuletzt fordern die Götter, die Spirits, die Ahnen - wen auch immer wir zu Rate ziehen - ihre Opfer von uns, wenn sie uns hilfreich zur Seite stehen. Diese sind häufig nichtmal materieller Natur. Das kann ein schöner Stein sein, eine Kerze, eine Blume. Womöglich sogar ein Schmuckstück. Denn wenn Du Dir wirklich, so richtig etwas wünschst, dann mußt Du auch bereit sein etwas dafür zu geben. Häufig jedoch ist es ein Akt der Überwindung. Wo Du Deine Komfortzone verlassen und selbst Federn lassen mußt. Bei mir haben die "Prüfungen" häufig mit Vertrauen zu tun. Denn das ist ein "Wort", ein Akt, der mir im Halse stecken bleibt. Die Konditionierung der Vergangenheit macht es mir schwer damit. Es tut weh, macht mir Angst. Meine Göttin erwartet es von mir. Nicht nur ihrer selbst gegenüber, oh nein.
Was wir alle gemeinsam haben ist glaube ich, dass die Hexen auf Ausgleich bestrebt sind. Im eigenen Dasein ebenso wie in der Welt da draußen. Deshalb agieren wir alle in unserem eigenen Rahmen. In einem großen Kreis die eine, die andere im ganz kleinen Rahmen. Sicherlich haben die meisten von uns eine Ader, anderen zu helfen. Sie sprechen sich beispielsweise gern bei mir aus, fragen um meine Meinung, um Rat. Das ist mir schon seit jeher so gegangen. Und es ist schön.
Diese große, zauberhafte, wunderschöne Welt spricht ihre eigene Sprache, das glaube ich. Melodien, Düfte, Zahlen, Farben, Symbole, Tiere mit ihren eigenen Botschaften, Begegnungen - das alles korrespondiert miteinander und läßt sich "lesen". Wenn wir bereit dazu sind, dann sind wir auch in der Lage zu verstehen. Was für mich im Umkehrschluß bedeutet dass wir unser eigenes Dasein entschlüsseln können, wenn wir in der Lage sind den Jahreskreis anzuerkennen, in seinen Rhythmen zu leben, mit dem Lauf der Sterne, der Sonne und des Mondes zu gehen. Denn nichts ist wirklich von einander getrennt. In Wirklichkeit sind wir eine große, pulsierende, lebendige Einheit. Voll von Energie. Die liebevoll sein kann, aber auch verzehrend, manches Mal zerstörerisch. Weil wir Menschen sind. Weil uns der freie Wille gegeben ist. Weil wir die Macht haben und die Wahl, eigene Entscheidungen zu treffen.
Daher immer wieder mein Leit- und Wahlspruch, der im Leben große Zuversicht spenden kann: Es geht um den Mut, Dinge zu ändern, die wir ändern können. Die Kraft Dinge hin zu nehmen, die wir nicht ändern können. Und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.