Montag, 5. September 2016

Altweibersommer

Einmal mehr sind die Monate wie im Flug vergangen, der Sommer 2016 steht vor seinem Ende. Die ersten Blätter an den Bäumen haben sich bunt verfärbt und segeln in den kühler werdenden Abendwinden herab. Am Tage hat die Sonne noch immer viel Kraft, doch sind die warmen Stunden deutlich weniger als noch vor vier Wochen. Schon schweben Spinnen an schillernden Fäden, bauen hauchfeine, glitzernde Netze oder verkrümeln sich in trockene Wohnstuben. Zeit also eine erste Bilanz für dieses Jahr zu ziehen, Danke zu sagen und sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass die dunkle Jahreszeit ganz unmittelbar bevor steht. Die zweite Ernte liegt im September bereits an, Mabon wirft seine Zeichen voraus.

Ein Teil von mir ist noch nicht so weit. Sehnt sich nach mehr Licht und Wärme, mag die Hitze und langen, lauen Abende nicht loslassen. Aber wann hätte die Natur sich je darum geschert was wir kleinen Menschlein erwarten...? Also beuge ich mich. Der ewige Kreislauf steht niemals still, das Rad des Jahres zieht seine Bahnen, fügt sich ein, tanzt in der Spirale der Göttin seinen immerwährenden Takt. Eins mit dem Rhythmus des Schicksals und verbunden im Netz des Universums verläuft jedes einzelne Leben in endlosen Wellen... Einatmen und Ausatmen. Nach Außen gehen, wieder zurück ziehen. Auf Aktivität folgen Ruhephasen. Eigentlich so natürlich und doch häufig schwer einzusehen.

Die Gezeiten von Mutter Natur führen geradewegs in den Herbst. Keine leichte Zeit für die melancholischen Seelen. Der Ruf von Mutter Hekate wird laut. Als Weise Alte steht sie am Wegesrand, fordert uns auf zu überdenken, einzukehren in die Stille und Dunkelheit. Also nehme ich langsam Abschied...


Von goldenen Abendhimmeln, summenden Bienchen,
 Vogelzwitschern, flirrender Hitze, leichter Kleidung, Tagen im Freien, Lesestunden auf der Terrasse und tropischen Nächten...


Dafür werde ich...
Kreativen Projekten nachgehen, frische Blumen aufstellen,
dampfenden Tee trinken, wieder mehr lesen und schreiben,
den Balkon-Hexengarten herbstlich bepflanzen,
Räuchern und Kerzen entzünden, die Seele baumeln lassen.
Die grellen Farben des Sommers weichen nun den 
kräftig-dunklen, warmen oder samtigen Herbsttönen.
Das Licht draußen ist bald auch nicht mehr stechend scharf,
sondern golden, sanft und zart.
Wassermelonen weichen aus den Supermärkten,
um Feldfrüchten wie Kürbissen Platz zu schaffen.
Im Gewöhnlichen das Besondere sehen, sagt eine liebe Vertraute von mir gern.
So halte ich es ebenfalls sehr gern.
Schaue voller Freude zurück zu den wundervollen Stunden mit den Miezen,
die wir auf der sonnigen Terrasse verbringen durften.
Auf Kniffelspiele und Leckereien vom Grill mit meinem Liebsten.
 Post und Geschenke oder kleine Aufmerksamkeiten 
von meinen Freundinnen.
Nicht nur die materiellen, sondern auch Vertrauen, ehrliches Interesse,
Verständnis, Mitgefühl, offene Ohren, Humor und schönes Miteinander. 
 Eiscreme und Eiskaffee oder andere Erfrischungen
werden abgelöst von saisonalen Köstlichkeiten wie Flammkuchen
oder Federweisser. Ich kann mich an einem Teller voll frischer Tomaten
ebenso erfreuen wie an einem saftigen Burger mit Fritten von McDoof.
Kommt halt immer drauf an. Wieviel Zeit frau hat, worauf gerade Lust.
Was Körperchen braucht, soll Körperchen haben.
Beizeiten jedenfalls gern öfter mal wieder selbst Gekochtes.
Kommt Zeit, kommt Rat. So ist das wohl.
Ich darf mich an den Erinnerungen eines schönen Sommers erfreuen und dankbar sein für so unglaublich Vieles. Habe in den letzten Wochen und Monaten womöglich mehr über mich gelernt als in Jahren zuvor. Löse die Knoten der Vergangenheit, schäle mich aus dem Kokon, den meine Ahnen für mich gesponnen haben. Der nächste Frühling kommt sicher, egal wie weit entfernt er auch erscheinen mag. Also sammle ich weiter Erfahrungen, lerne mich noch ein Stückchen besser kennen und sehe voller Spannung in die Zukunft, die der Herbst und Winter bringen werden. Vor Allem vermutlich auch endlich wieder etwas mehr Zeit zum Bloggen. Wenn die Sonne draußen nicht mehr lockt fällt es doch ein wenig leichter auf der Couch zu hocken und es drinnen gemütlich zu machen. Lasst es Euch gut gehen, Ihr Lieben, bis bald!

4 Kommentare:

  1. Das hast du sehr schön geschrieben. in deinen Worten schwingt die selbe Wehmut rüber, die auch ich im beginnenden Herbst alljährlich fühle. Oh mei, wir Sommerkinder empfinden halt so! Sei ganz lieb gegrüsst!

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    1. Ich glaub auch, liebe Naturhexe... Allerdings ist das bei mir erst vor ein paar Jahren angefangen. Früher konnte ich den Herbst noch richtig lieben und den Winter geradezu genießen. Heute weine ich, wenn der Sommer endet und vor Freude auch in dem Moment, wenn ich das erste Mal den Frühling spüren kann... So ändern sich die Zeiten. Wie das echte Leben halt. Sei es drum, wir müssen das Beste draus machen. Insofern wünsche ich auch Dir eine weiterhin segenreiche Erntezeit und dass der Übergang in die dunkle Jahreszeit Dir leicht fallen möge. Ganz liebe Grüße, bis bald!

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  2. Du hast vollkommen recht, sehr schön geschrieben! Diese Woche habe ich morgens auch zum ersten Mal dieses Jahr den Herbst „riechen“. Ja, irgendwie finde ich, den kann man riechen ...
    Ich finde ja, der Sommer ist dieses Jahr besonders rasch vorbei, auch wenn ich die Herbstzeit unglaublich gerne mag. Für mich ist es die Zeit des Jahres in der ich mich immer besonders geborgen fühle.


    Im Gewöhnlichen das Besondere sehen, den Ausdruck mag ich besonders, er ist so wahr und wichtig. <3

    Dir ein schönes Wochenende!

    Zauberhafte Grüsse
    Nicky

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    1. Ja liebe Nicky, früher habe ich mich im Herbst auch noch besonders geborgen gefühlt. Vor einigen Jahren änderte sich das plötzlich und nun macht er mich traurig... Aber ich steuere tapfer entgegen und will auch diese Jahreszeit wieder genießen können. Hoffentlich wird es was. Hab ein segensreiches Mabon und komm gut in die dunkle Jahreshälfte, bis bald, Du Liebe!

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