Einige meiner Bilder, die von lieben Freundinnen stammen, sowie meine Nemesis-Figur, brauchten neue Plätze. Also erstmal gemeinsam auf´s Bücherregal gestellt. Da hatte sich ja bereits vor ein paar Tagen neben meiner Trommel, die dort schon lange ruht, die tolle Leinwand von > Luana < niedergelassen. Wieso also nicht auch die anderen Peoples dazu gesellen...? Erst kam es mir eher willkürlich vor. Meine Wetterkerze war vor ein paar Wochen bereits ebenfalls auf das Regal umgezogen, nachdem die alte Schlafzimmerkommode einer neuen, viel schöneren und niedrigeren Platz gemacht hatte. Womöglich erinnert sich die ein oder andere von Euch noch an den großen Knall damals.
Wie ich gestern jedenfalls den Regal-Deckel beim Putzen so entstaubte, anschließend ordnete, nahm das Ganze irgendwie eine größere, neue, eigene und wirkliche Gestalt an. Ich stellte der Nemesis ein Räucherschälchen dazu, weil sie immer mal wieder Kerzen und / oder Rauch von mir bekommt, seit ich sie habe. Dann merkte ich daß es mir irgendwie unvollständig erschien und so glich ich die rechte Seite aus, indem ich ein Glas voll Wasser mit Salz und Steinen auf dem Grund hinstellte. Jetzt ist die Sache rund, würde ich sagen. In der Mitte vorne meine Wetterkerze, mit allerhand Kräutern, Salz, Sand, vielen Muscheln und auch Schmuckstücken von mir darin. Sie vereint irgendwie alles miteinander. Dann ist da das Räuchergefäß für die Luft, kombiniert mit Feuer (Räucherstäbchen oder auch Kerzen) aus Speckstein und das Wasser mit den Steinen.
An die Wand gelehnt seht Ihr von links nach rechts eine Göttinnen-Triade bestehend aus Ostara für Wandel und Erneuerung, Hekate (meine ewig-gültige, eine, große Mutter) und Athena, mit der ich mich identifiziere. Sie bilden eine Einheit, die für Gerechtigkeit, Weisheit, Beständigkeit, Entwicklung, Kraft, Macht, Stärke, Magie, Wachstum und Leben stehen. Rechts neben der Wetterkerze, mit der ich mich ja explizit seit Jahren an die Elemente selbst wende, findet sich das Bild, welches Glaube, Hoffnung, Vetrauen und Selbstvertrauen darstellt. Die Trommel an sich ist ein umfangreiches Symbol. Sie verkörpert die Eigenmacht, Fähigkeit Wirklichkeit zu beeinflussen, das Schicksal mild stimmen und den eigenen Weg aktiv mit gestalten oder auch umgestalten zu können.
Abgerundet wird dieses eigene, kleine Universum von der Schicksalsgöttin schlechthin, der Nemesis. Sie scheint für mich eine größere Rolle zu spielen, als ich ursprünglich angenommen hatte oder zu erkennen und anzunehmen bereit war. Viele Male hatte ich mich mit unerschiedlichen Betrachtungsweisen an sie angenähert. Sie neu kennengelernt. Versucht sie zu verstehen. Vor wenigen Wochen noch war ich zu dem Schluß gekommen daß ich mich lieber von der Figur trennen sollte, da sie vermutlich doch nicht zu den Kräften gehört, mit denen ich umgehen könnte, denen ich gewachsen sei. Doch wer könnte das schon von sich behaupten? Einer Göttin, einem Gott oder gar dem Schicksal selbst gewachsen zu sein? Bei all den etlichen Prüfungen, Beschränkungen und Schlägen, denen es uns immer wieder auszusetzen scheint...? Kräfte oder Wesen, die fernab von jeglicher unserer Kontrolle liegen, machen uns seit jeher Angst. Ich bin dafür ein sehr lebhaftes Beispiel. Kontrollverlust ist eine extrem einschüchternde Angelegenheit für mich. Mit den eigenen Händen oder dem Verstand Einfluß nehmen und wirken können, das ist für mich greifbar. Damit kann ich umgehen. Was nicht in meinem eigenen Vermögen liegt, das ängstigt mich, schüchtert mich ein. Ein Name dafür, ein Bild, ein Wort: Nemesis.
Vordergründig hatte ich sie vor ein paar Jahren zunächst als Rachegöttin betrachtet. Sie aufgesucht, um für Ausgleich und Gerechtigkeit zu sorgen. Doch mußte ich einsehen, daß ein solches Erkennen oder Herbeiführen, nicht wirklich mir oblag. Sie war eine Lehrerin. Ich mußte verstehen, was tatsächlich gerecht war und wo gar keine tatsächliche Ungerechtigkeit in dem Sinne vorgelegen hatte. Daß egal welchen Umweg wir gehen, wir doch letztlich an dem ursprünglichen Ziel angelangen werden. Vor dem Tor oder auch der Weggabelung stehen werden, wie auch immer. Also schrak ich jedenfalls zurück. Dann jedoch nahm ich mir ein paar Tage Abstand von ihr und dem Thema, innerlich werkelte es während dessen aber weiter. Welch ein Frevel es gewesen wäre, ein Bildnis der Schicksalsgöttin einfach auszusetzen. Und warum? Weil meine Vorstellungen und individuellen Wünsche, die nichtmal innerlich gefestigt gewesen waren, nicht wie erwartet und erhofft eingetreten bzw. für mich sichtbar waren? Das fühlte sich ziemlich falsch an. So entwickelte sich eine wieder neue Sicht auf sie. Nicht zuletzt übrigens durch das Buch, welches ich aktuell lese. Die Weise Alte von Barbara G. Walker. Kann ich feministischen Zaunreiterinnen jetzt schon wärmstens ans Herz legen, obwohl ich noch nicht durch damit bin.
Heute sehe ich sie anders. Ich weiß jetzt daß sie keine ist, die sich bestechen läßt. Kein Rauchopfer oder noch so ausgeklügeltes Ritual könnte sie mild stimmen. Denn sie ist quasi, was man mit viel Goodwill den Rahmen nennen mag, in dem die Parzen wirken. Die Nemesis ist unwillkürlich und ohne Emotion. Vor ihr gibt es tatsächlich kein Entrinnen. Sie schafft Ausgleich, in der Tat. Aber in ihrem eigenen Ermessen. Sie ist der Schicksalsschlag, die Naturkatastrophe, der unabänderliche Umstand. Daher können wir nicht mehr tun, als ihr unseren Tribut zollen, sie akzeptieren. Wenn ich ihr eine Kerze oder ein Räucherstäbchen anbiete, dann nicht mehr weil ich ihr Walten dadurch in eirgendeiner Form beeinflussen könnte. Sondern lediglich als Zeichen. Für sie und für mich. Dass ich mich ihr füge. Annehme, was sie mir vorsetzt. Weil ich ohnehin nicht darum herum komme. Niemand kann das. Doch diese Haltung an sich macht allein schon vieles leichter. Soweit muß(te) ich aber erstmal kommen.
Die Nemesis stellt Dich vor vollendete Tatsachen. Wo die Hekate Dir noch die Wahl läßt oder aufzeigt, welchen Weg Du wählen magst, bietet sie keine Optionen mehr an. Sie ist das Ende der Fahnenstange. Hekate bringt Dich zum Weinen, ans Zweifeln, ans Grübeln und treibt Dich dazu, aus Dir selbst heraus Entscheidungen zu treffen, die Dein Leben verändern werden. Die Nemesis ist fernab von Alledem. Denn während die Hekate nicht nur Alles umwirft und dann auch sehr tröstlich sein kann in ihrem Werk, kennt die Nemesis einfach gar keine Unterscheidung zwischen gut oder schlecht. So einfach ist das. Innerhalb ihrer Grenzen jedoch sind wir sehr wohl in der Lage, Einfluß auf unsere Lage, das Geschick und Wendungen zu nehmen. Würde ich das nicht glauben, dann wäre ich keine Hexe. Magie ist eine reale Möglichkeit auf reale Gegebenheiten einzuwirken. Punkt. Wobei ich nicht oft genug betonen kann daß für mich Magie und Wissenschaft lediglich zwei verschiedene Begriffe für ein und dieselbe Sache sind. Das kann jetzt noch nicht greifbar gemessen und bezeichnet werden, aber dieser Tag wird kommen. Ich will auch nicht abschweifen.
Es ist mir gestern gelungen ein paar sehr Weise Worte in ein Bild zu formen, die mich schon seit meinem 17. Lebensjahr begleiten. Damals ließ ich eine wunderbare Kartenlegerin eine große Lebenslegung für mich machen. Alles was sie mir bis zum aktuellen Zeitpunkt voraus gesagt hat und vor Allem häufig auch WIE sie etwas beschrieben hat, ist eingetroffen. Sowohl Dinge, die ich selbst entscheiden konnte, als auch solche, auf die ich keinerlei Einfluß nehmen konnte. Gegen Ende ihrer Deutung jedenfalls nannte sie mir zum ersten Mal diesen weise Spruch vom Geist in der Flasche, der mich durch mein Leben begleiten sollte und es seit dem auch tatsächlich tat. In fast jeder bedeutsamen Lebensentscheidung oder auch Änderung erkenne ich immer wieder, daß sie abhängt von diesen Worten. Davon, sie zu verstehen. Der Geist in der Flasche bietet Dir drei Wünsche an. Du entscheidest Dich für den Mut Dinge zu ändern, die Du ändern kannst. Die Kraft hinzunehmen, was Du nicht ändern kannst. Und die Weisheit das Eine vom Anderen zu unterscheiden.... So wahr!
Wenn ich diese kluge Aussage versuche auf mein persönliches Pantheon umzumünzen, dann sehe ich Hekate als die aktive, treibende Kraft, die Dich Dein Leben in die eigentlichen Bahnen lenken läßt. Die Nemesis hingegen als den unüberwindbaren Berg, den Du nur annehmen, nicht jedoch überwinden oder gar bezwingen könntest. Manchmal jedoch kommt der Berg zum Propheten ;-) Und das ist für mich Athena. Sie ist die Weise, die abwägt, die erkennen kann und muß. Sie entscheidet um was für eine Situation es sich handelt. Dann sollte sie sich fügen und die Situation in ihre eigenen Hände nehmen (mit Athena und mit Deinen Händen) oder eben dem Schicksal seinen Lauf lassen. Die Unterscheidung also quasi, das Zünglein an der Waage. Hierfür gibt es selbstverständlich unzählige Entsprechungen, die Maat bei den Ägyptern beispielsweise. Da steckt soviel Psychologie drin, soviel archetypisches Denken, soviel Wahrheit. Mein Bild zum Verinnerlichen und vor Allem unterscheiden, dann Annehmen und entsprechend handeln, habe ich nun gefunden.
So gesellte sich diese Art neuer Altar oder Schrein, gegenüber von meinem Ahnenaltar. Oben zwischen Esszimmer und Küche gibt es meinen Hauptaltar, könnte man sagen. Er steht für die Jahreszeiten, die Feste der einzelnen Stationen, meine Göttin Hekate, Bastet, meine Ehe und alle aktuellen Themen. Im Schlafzimmer soll ja aktuell noch ein Platz für Oshun auf der neuen Kommode enstehen. Ist schon sehr interessant zu betrachten wie solche Orte im Laufe der Jahre beinahe wie von selbst entstehen, sich ihren Raum nehmen. Aber davon spreche ich ein anderes Mal. Altäre und Schreine oder auch Kraftplätze sind nämlich ein ganz wunderbares Thema für sich...
Ein toller Beitrag!!!!! Ich hatte mit der Nemesis bisher nur am Rande zu tun. Aber ich kenne Ma'at. Auch sie ist eine die nach ihrem Ermessen ausgleicht.
AntwortenLöschenSehr schöner Einblick. Danke!
LG
Solvey
Das freut mich sehr zu hören. Lieben Dank! :-*
LöschenDie Maat kenne ich dafür nur aus der Literatur und von den Karten her. Ich setze sie so ein wenig mit der Athene gleich bisher...? Oder ist sie doch schon "radikaler", so Richtung Nemesis / Kali ect...?
Alles Liebe und bis bald mal!
Du hast Nemesis wunderbar beschrieben und inzwischen gut kennen gerlernt, anscheinend :) . Ich hab sie auch immer als Schicksalsgöttin und Naturkatastrophe gesehen. Wirklich schöne Idee mit dem Umgestallten, aber wenn man sich verändert ergibt sich das ja immer fast von allein.
AntwortenLöschenLG Anshara
Wie kommst Du darauf, daß ich mich verändert habe...? ;-)
LöschenLieben Dank für Dein Feedback auf jeden Fall! Und auch für die Einladung zu Deinem Privat-Blog! :-* Ich muß mich entschuldigen, die Mail schlummerte schon wieder wochenlang in meinem Postfach. Gerade habe ich den Link geklickt und er funktioniert leider schon nicht mehr. Abgelaufen :( Magst Du mir nochmal eine schicken? Habe leider einiges zu tun gehabt, sorry... Daher leidet auch die Kommentar-Beantwortung hier so....
Ich wünsche Dir schon mal ein schönes Wochenende und freue mich von Dir zu hören, bis bald!
Boah! Da kann ich mal wieder nur staunen, so viele neue Erkenntnisse, das Leben ist ein riesiges Puzzle, mit manchen Teilen weiß man lange nicht wohin damit, auf einmal sieht man klar. Aber auch, stell ich immer wieder fest, wie wenig man doch weiß? Danke fürs Teilen, für neue Erfahrungen !
AntwortenLöschenGenauso ist es, man lernt einfach nie aus... Das Leben ist und bleibt eine spannende Reise mit vielen Wendungen und Überraschungen... Lieben Dank für Dein Feedback!
LöschenUnd sorry für´s späte Antworten mal wieder *hüstel*
Hab ein schönes Wochenende, bis bald...!
Ich bin gerade dabei einen (humoristisch)ernsten Beitrag zu Kraftorten zu schreiben.
AntwortenLöschenIch hatte ja in den letzten Wochen das Glück einige wunderbare Orte kennenzulernen.
Wir wollen auch gern am Wochenende mal wieder zu den Externsteinen fahren, da war ich seit Jahren nicht... Ich glaube fast seit meiner späten Kindheit...
LöschenLieben Dank für Deine Rückmeldung und auch Dir - Sorry für die späte Antwort! Habe einfach einiges um die Ohren derzeit, da leidet natürlich dieses zweite Zuhause und vor Allem die Korrespondenz drum herum irgendwo auch...
Wunderschön. :)
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