Sonntag, 5. August 2012

Papa

Du warst ein Kämpfer, hast Dir so viel selber beigebracht und so viel mir.
Du hast immer sehr hart gearbeitet, das bewundere ich zutiefst.
Den Kampf gegen Dich selber hast Du verloren, heute vor einem Jahr - das weiß ich.

Doch ein Teil von Dir lebt weiter, auch hier - und nicht nur in mir.
Ja, Du hast mich so vieles gelehrt.
Da sind so viele Momente in denen ich sage oder denke dass ich etwas von Dir weiß. Du hattest viele Wertvorstellungen und Ideale, hast mir Dinge vermittelt, die mich für den Rest meines Lebens begleiten werden.

Auch wenn Du mich nicht so kennen lernen konntest - die Frau, die ich heute bin, ich kannte Dich....

Heute kenne ich Dich besser als noch zu Deinen Lebzeiten und heute weiß ich auch dass Du mir immer noch beistehen wirst. Du konntest nicht, so viele Jahre lang. So viele Dinge, die Dich quälten.

Ich weiß nicht welchen Schatten Du begegnen mußtest, aber ich fühle Deinen Schmerz. Ich weiß Du bist da und ich werde Dich bitten. Wenn ich meine Hand nach Dir austrecke wirst Du mir die Deine reichen.

Heute weißt Du wer ich bin, Du kennst mich. Jetzt weißt Du all die vielen Dinge über mich, die ich Dir niemals sagen konnte. Wenn Du mich ansiehst wirst Du erkennen dass ich eine Frau geworden bin, in der so viel mehr von Dir steckt als Du es Dir selber vielleicht je vorstellen konntest.

Wenn ich heute an Deinem Grab stehe kann ich lächeln. Ich erzähle Dir Kleinigkeiten, mein Mann gießt Deine Blumen und wir umarmen uns.
Nun hörst Du mir zu und kannst verstehen was ich meine.

Du warst krank, aber nun bist Du frei.

Manchmal habe ich das Gefühl Du wärst hier und würdest um mich herum schleichen. Dann wieder denke ich Du bist schon fort gegangen, an diesen Ort, wo wir uns am Ende wieder sehen werden; mit ganz anderen Augen diesmal.
Ist vielleicht beides möglich? Ganz egal, ich weiß Du bist irgendwo dort draußen und weißt auch von mir.
Es war nicht immer einfach zwischen uns beiden, sicher und das ist noch milde ausgedrückt. Aber heute verstehe ich einen Bruchteil der Kämpfe, die Du ausgefochten hast, weil ich erwachsen geworden bin.

Du bist da, heute haben wir wieder ein Verhältnis zu einander.
Ich bin Deine Tochter, Du bist mein Vater und ich werde immer stolz auf Dich sein. Ich liebe Dich, auf diese sehr spezielle und selbstverständliche Art und Weise, wie nur eine Tochter ihren Vater lieben kann. Egal was einmal zwischen uns stand.

Danke Papa....


Und noch einen Song für Dich...



Dies war dann wohl meine ganz persönliche erste Ernte, mein Lammas...


Einige von Euch mögen sich an dieser Stelle vielleicht fragen warum ich etwas derart persönliches hier so öffentlich schreibe. Ich will es Euch erklären: Mein Vater ist alleine gestorben und er war auch schon sehr lange allein, selbst dann, wenn er in Gesellschaft gewesen ist. Auf diese Weise möchte ich ihn wieder teilhaben lassen an der Welt und auch die Welt an ihm. Es ist meine Aufgabe an ihn zu erinnern, oder auf ihn aufmerksam zu machen, so empfinde ich es.

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