Heut zu Tage gibt es allen Ortes
rauschende Parties mit Gesellschaftsspielen und bunte Kostüme am
Abend des 31. Oktober. Ihn ganz ruhig zu begehen ist eher selten
geworden. Wenn daheim, dann stehen häufig Horrorfilme oder
wenigstens angenehm gruselige Romane auf dem Programm, während man
mit Süßigkeiten bewaffnet auf das Türklingeln von Kindern wartet
und es heißt „Trick or Treat“. Ich mag das schaurige Gehabe und
die ausgefallenen Verkleidungen, weil sie entgegen der konservativen
Meinungen eine wunderbar passende Atmosphäre erschaffen.
Doch auch für die traditionellere
Gestaltung dieses größten aller heidnischen Feiertage gibt es
unzählige überlieferte, sowie eher experimentelle Varianten.
Vermutlich wird die Otto-Normal-Hexe
;-) gegen Sonnenuntergang mit ihrem Treiben beginnen. Während wir
wahrscheinlich bereits im Voraus Karten verschickt, Kürbislaternen
geschnitzt und herbstliche Rezepte ausgetauscht haben, dürfte eine
ungefähre Vorstellung davon entstanden sein, wie wir diesen Abend
für uns zu etwas Besonderem machen möchten.
Einige machen vielleicht in der
Abenddämmerung noch einen Spaziergang über den örtlichen Friedhof,
bewundern die Lichter in der Dunkelheit und tauschen einige stille
Worte mit den Verstorbenen aus.
Es tut gut sich ein wenig zurück zu
ziehen, auf dem Altar einen Platz für die Ahnen einzurichten. Fotos
können dazu gehören, Lieblingsblumen der jenigen vielleicht und
weiße Kerzen. Wer mag setzt sich einen Augenblick und schreibt einen
Brief. Was blieb ungesagt? Welche Fragen drängeln nach wie vor?
Genauso gut können wir jemand Speziellem ein geliebtes Lied
vorspielen, ihm ein Gedicht schreiben und es ihm einfach später
unter den Teller legen oder eben an den Platz auf dem Altar.
In der Regel beginnt der eigentliche
Festakt häufig mit einem, teilweise auch in Stille abgehaltenen,
Mahl. Es wird je nach persönlicher Vorliebe mehr oder weniger üppig
gespeist und getrunken. Fast immer jedoch wird bei diesem Dinner ein
Gedeck am Tisch für die Toten aufgetan werden. Dieses bleibt quasi
frei und die Speisen werden von den Gästen nicht verzehrt. Eher geht
man hin und stellt sie hinterher raus vor die Türe, damit sich die
Feen oder andere Geister davon nähren können. Während des Essens
kann somit entweder eine amüsierte Stimmung herrschen, in der
Erinnerungen ausgetauscht werden und Gelächter, oder aber völlige
Ruhe. Wer den Abend alleine verbringt wird sich seine eigenen
Gedanken machen. Eine liebevolle Geste ist es wenn man vielleicht für
einen gerade verlorenen oder auch schon lange verabschiedeten
Menschen das Lieblingsessen zubereitet.
Nach
der Stärkung wird oftmals zu eher „harmlosem Partyspaß“
übergegangen. Kerzenhalter aus Äpfeln oder kleinen Kürbissen
können gefertigt werden und später in einer Zeremonie Verwendung
finden. In den Fenstern stellen wir ebenfalls (heut zu Tage aus
Sicherheitsgründen häufig künstliche bzw. elektrische) leuchtende
Kerzen oder Laternen auf, um den Ahnengeistern den Weg zu weisen. Sie
sollen sich nicht verirren und ggf. den Weg zu uns nach Hause finden.
Auch
kann man versuchen mittels Schmuckstücken oder ähnlichen
persönlichen Dingen der Vorangegangenen ein wenig Psychometrie zu
betrieben, also einfach ruhig zu werden und sich den aufsteigenden
Eindrücken zu widmen. Ouja-Bretter zur Kontaktaufnahme oder ein
Blick in die Glaskugel sind zu ähnlichen Zwecken ebenfalls sehr
beliebte Werkzeuge.
Zu
fortgeschrittener Stunde ist es an der Zeit für ein kleines Ritual.
Vermutlich wird es Abschied und Loslösung zum Thema haben, oder auch
Verabschiedung und Begrüßung. Jeder hat mit Sicherheit so seine
Gedanken oder Erfahrungen, die er mittels einer Zeremonie loslassen
bzw. diesen Vorgang ausdrücklich bekräftigen möchte. Diese kann
man stichpunktartig oder eben in Briefform auf ein hübsches
Pergament schreiben, eine Postkarte oder ein Foto. Wer kein großes
Samhain-Feuer im Kessel ect. entfachen möchte oder kann, der behilft
sich ebenso gut mit einer passenden Glas- oder Votivkerzen, um die
Worte den Flammen zu übergeben. Kleine Opfergaben und alles
Niedergeschriebene können hinein geworfen und die Asche hinterher
als Talisman aufbewahrt oder verstreut werden.
Kreuzweg-Rituale
sind sehr beliebt, gerade zu dieser Jahreszeit und insbesondere unter
„den Anhängern“ der Hekate. Jedoch wird ein Zauber, der daheim
oder im Garten ausgeführt wurde, sicher nicht minder wirksam sein.
Wer
sich jedenfalls im Anschluß entscheiden sollte aus der zurück
gebliebenen Asche und womöglich noch anderen Kleinigkeiten ein Mojo
zu fertigen, braucht dazu eigentlich gar nicht allzu viel. Hübsch
finde ich derzeit ganz besonders Filz- oder Samtbeutelchen,
vielleicht Federn, eine Sigille, Steinchen, Anhänger und
Naturmaterialien. Auch die Bänder kann man passend wählen, z.B. in
orange und schwarz. Solche Säckchen finde ich immer prima um für
Schutz zu arbeiten oder halt um Negativität abzuwehren.
Aber
nicht jeder hat Ruhe und Muse um aktiv zu werden. Genauso schön kann
es sein sich einfach zu versenken, etwa eine gelenkte Meditation zu
machen, die Gedanken schweifen zu lassen. Man mag sich vorstellen wie
unsere Altväter vor hunderten oder ein paar Tausend Jahren diese
Nacht zelebrierten. Wie es gerochen hat nach den Feuern, wie kalt die
Luft auf den Hügeln gewesen ist, der Wechsel in den Winter sich
anfühlte... So mancher mag den Opfern der Hexenverfolgungen im
Mittelalter seine Ehre erweisen, ihnen auf eigene Art gedenken.
Gegen
Mitternacht sodann ist Gelegenheit einen ersten Blick in die Zukunft
zu riskieren. Runen werfen oder eben Karten legen. Ich selber finde
dieses Datum immer günstig für eine Jahreslegung. Das braucht eine Weile
und inzwischen wird es dann auch Zeit sein ins Bett zu gehen.
Am
nächsten Tag wollen schließlich die Gräber unserer Verwandten
besucht und auf Vordermann gebracht werden. Wir richten sie schön
her, bringen Kränze mit oder Gestecke und neue Kerzen.
das hast du schön beschrieben, wenngleich es glaube ich da keine so einheitliche linie gibt. dein beschriebender samhain-abend ist aber ein sehr schöner und stimmiger und er gibt schöne anregungen. dein vorheriger artikel fasst den ursprung des festes ebenfalls sehr schön zusammen.
AntwortenLöschenVielen Dank Freia, freut mich dass es Dir zusagt :-)
LöschenDas mit dem Ablauf war auch eher so ein Vorschlag, ein fiktiver Tagesablauf, der anzeigt was eben machbar wäre.
Ich selber werd es zeitlich jedenfalls so nicht hinkriegen. Bin froh wenn ich es schaffe den Altar umzudekorieren und dann noch die Karten zu legen ;-)