Sonntag, 25. November 2018

Einstimmen auf die Rauhnächte

Die dunkle, kalte, stille Zeit hat begonnen. Wobei es mit der Ruhe vor und im Advent ja leider nicht soweit her ist. Die meisten Menschen hetzen nur so durch die Vorweihnachtszeit und der Stress gipfelt dann an den Feiertagen. Letztes Jahr war ich selber beruflich so stark in Beschlag genommen, dass ich ab dem ersten Weihnachtsfeiertag krank wurde und richtig flach gelegen habe. 

Rückblickend habe ich verstanden, dass diese Art zu arbeiten völlig gegen meine Natur geht und gegen die eigenen Traditionen, die wir uns über Jahre erschaffen hatten. Für mich war es früher schon immer möglich gewesen die gesamte Zeit der Rauhnächte über in Urlaub zu gehen. Also frei zu machen und diese Tage zwischen den Jahren daheim zu verbringen, mit Mann und Mäusen. Wir waren dadurch relativ frei zu entscheiden, wann und wie wir was machen wollten. Letztes Jahr lief das völlig anders ab. Ich glaube auf lange Sicht wäre es schon allein deshalb nicht gut für meine geistige und körperliche Gesundheit gewesen, das durch zu ziehen. Es ist einfach meine Überzeugung, dass zum Jahresende die Mühlräder still stehen und nicht auch noch künstlich hochgefahren werden sollten. 

Einerseits lebt die Natur uns das schon vor. Die Welt liegt um Jul im tiefsten Winterschlaf. Es gibt glaube ich nicht umsonst die alten Regeln und Überlieferungen davon, dass an diesen 12 oder 13 Tagen und Nächten nicht gearbeitet werden soll. Andererseits macht auch meine innere Uhr das deutlich. Ich will nur noch schlemmen, kuscheln, Kerzenschein und Düfte genießen. Brauche diese Phase, das alte Jahr ausklingen zu lassen. Bilanz zu ziehen. Mich auf mich und unser Leben zu besinnen. Was geschehen ist, was als nächstes kommt, wie es weiter gehen soll. Räuchern, träumen, planen, zwischen den Zeiten und Welten treiben. Kräfte aufladen und sinn-voll nutzen.

Verpflichtungen oder Erledigungen gibt es auch so schon reichlich. Kochen, backen, einkaufen, sauber machen, Gemütlichkeit und einen festlichen Rahmen schaffen. Weihnachtsfeiern, Feste, Märkte, Treffen mit den Lieben. Aber darüber möchte ich selbst entscheiden können. Nur dann kann ich es als sinnlich und schön empfinden. Ein Gefühl aufkommen lassen. Das ist als sehr natürlicher Impuls in uns allen ganz tief verankert. Selbstverständlich hat jeder seine eigenen Zyklen und Rhythmen. Aber diese uralten haben für mich sowas wie eine allgemeingültige Berechtigung.

Insofern darf ich einmal tief durchatmen und froh sein, dass es in diesem Jahr für mich wieder wirklich Rauhnächte gibt. So wie ich sie halt gerne begehe und das für mich zu einem Ritual gemacht habe. Mit einem neuen  Buch zum Thema diesmal wieder, das ich zum letzten Geburtstag geschenkt bekommen habe. Ich bin ja selbst auch ein Rauhnächtle, wie man das so schön nennt. Innerhalb der  12 magischen Nächte das Licht der Welt erblickt.  Vielleicht ist auch deshalb diese Tendenz bei mir besonders ausgeprägt, sie zu zelebrieren. Wobei ich das auch bei den anderen Menschen beobachte. Wenn man sie gewähren lässt und sie keinen äußeren Begrenzungen ausgeliefert sind, dann haben sie alle den Drang um Weihnachten herum zur Ruhe zu kommen. Eine Maschinerie, die genau das Gegenteil verlangt, kann auf Dauer nicht gesund sein. Wie heißt es doch so schön und wahr? Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit angepasst zu sein, an eine kranke Gesellschaft. Punkt.

Aber hier wehen ja nun jetzt auch wieder andere Winde. Letztes Jahr war das alles schon gut und richtig so. Wie soll man sich sonst auf seine Wurzeln besinnen? Erkennen was falsch läuft, was man wirklich braucht? Das merken wir häufig nur dann, wenn wir es anders herum erleben und daraus unsere Schlüsse ziehen können. Letztes Jahr war eine Zeit, wieder ins Außen zu gehen, zurück in die Aktivität. Und das war wirklich wichtig für mich. Jeder Zyklus muss erlebt und durchlaufen werden. So finden wir uns. Im Erleben.

Heute sind die Räuchervorräte wieder aufgefüllt. Ich bediene mich da aus meiner Altar-Kommode und dem Tee-Schrank gleichermaßen. Entscheide nach Themen, Stimmungen, Zielen. Das Büchlein über Rauhnacht-Rituale für Frauen liegt bereit.  In der Nikolaus-Woche will ich mit meiner Freundin Ana Kekse backen, endlich wieder! Das habe ich früher immer so richtig gefeiert. Einen ganzen Tag lang im Marathon, mit Sektchen, voller Kreativität, Freude, Ideen. Geknetet, genascht, verziert, verschenkt. Herrlich. Ich freue mich so sehr darauf! Sicher werde ich auch noch einen Tag bei uns daheim finden.

Aber in der kommenden Woche ist erstmal die Winter- bzw. Weihnachtsdeko dran. Schließlich haben wir am nächsten Sonntag schon den 1. Advent und gleichzeitig auch den Geburtstag meines Mannes. Dafür möchte ich alles fertig haben.  Wie jedes Jahr. Und die ganz weltlichen Pflichten nicht zu vergessen. Arzttermine, Papierkram, Haushalt, Einkäufe. 

Versucht nicht in Stress und Hektik zu geraten, nehmt Euch Zeit. Fühlt in Euch hinein. Was braucht Ihr gerade? Wonach sehnt Ihr Euch? Tee oder Kaffee? Kuchen oder Obst und Nüsse? Meditieren oder spazieren? Buch oder Film? Badewanne oder Couch? Habt Ihr genug Freizeit, um Euch frei zu fühlen? Worauf verwendet Ihr Eure vermeintlich freie Zeit? Mit wem verbringt Ihr sie? Wie würdet Ihr das zukünftig gerne ändern? Was könnt Ihr aktiv dafür tun, Euch wohl zu fühlen? 

 

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