Freitag, 17. Juli 2015

Wer ich bin...?!

 
In den letzten Jahren gelangte ich immer mal wieder an einen Punkt meines Weges, meines Lebens, wo ich nicht umhin kam, mir diese Frage zu stellen. Was mich ausmacht. Nicht was ich z. B. beruflich mache. Das ist nämlich ein Problem mit dem ich bei Weitem nicht allein da stehe, wie ich beobachtet habe. Sehr viele Menschen definieren sich über ihren Beruf. Wobei der sich ja auch sehr häufig von Berufung unterscheidet. Was wenn dann der Fall eintritt, wo Du ins überlegen kommst. Auch mal hinterfragst. Deine bisherigen Entscheidungen, Deine Fehler genau wie die augenscheinlich richtigen. Was bleibt von Dir noch übrig, wenn Du Deine Tätigkeiten und Verpflichtungen beiseite schiebst? Wer ist die Persönlichkeit, die Du bist? Und welche wärest Du gern? Was steckt hinter der Fassade und dem Gerüst aus To dos? 

Ich kann sagen daß ich einer Anzahl Leuten begegnet bin auf meiner bisherigen Reise, von denen nicht mehr viel bliebe. Weil sie eigentlich leer sind. Und irgendwie bedauerlich allein. Wenn man ihren Status außer Acht ließe, das Konto, ihren Job womöglich. Denn der Inhalt ist es ja, der zählt. Nicht was ich mache, sondern vielleicht warum und wie. Ob ich mir noch im Spiegel in die Augen schauen kann. Ob ich glücklich bin und womit. Innere Werte, Vorstellungen, Ziele, Wunschträume, Mentalität, Glaube ggf., Spaß, Hobbies, Freunde, Temperament und sowas alles. Wie ich so darüber nach sinnierte und es mich fast bis an den Rande des Wahnsinns trieb, war das während eines Telefonats mit meiner Freundin Ana. Vor ein paar Tagen abends. Ich drehte mich durch diese plötzlich aufgekommene Frage in einer Spirale aus Vorwürfen, Selbstmitleid und Schuldzuweisungen. So oder so ähnlich. Als wir davon abkamen fiel im Laufe des Gesprächs ein mehr oder weniger beiläufiger Satz von mir. Der endete auf "das bin ich. So bin nunmal ich. Das gehört zu mir. Es macht mich aus." Aha. Der Groschen fiel recht schnell und brachte auch später noch eine wahre Lawine ins Rollen. Das tat verdammt gut, ganz ehrlich. Eigentlich war es eine banale Sache, so hatte ich es abgehandelt. Eine Eigenschaft an mir, die ich als eher oberflächlich bezeichnet hätte. Die kleine Prinzessin in mir, das rosarote Mädchen, die Tussi.

Ich bin die, die sich gerne schminkt. Die ihre Nägel lackiert, sich von Kopf bis Fuß eincremt, beduftet und viel Zeit für ihre Pflege aufwendet. Die auf ihr Äußeres achtet. Ihre Haare von einer Friseurin schneiden und zurecht machen läßt, die sie kennt und der sie wirklich vertraut. Denn vor Allem auch bin ich die, der Vertrauen nicht leicht fällt. Vermutlich bin ich auch nicht gerade die Vorzeige-Optimistin. Sondern schon mal eher eine kleine Schwarz-Malerin. Oder die Drama-Queen, das trifft es vermutlich mehr. Ich weine, wenn ich traurig bin. Sollte der Kummer zu groß sein, dann kann ich nicht mehr essen. Der Magen verkrampft sich und die Tränen fließen nicht. Weil ich Angst habe daß ein Damm bricht und die Fluten mich mit sich reißen, die dann frei werden. Ich bin die Summe meiner Lebenserfahrungen. Und das waren weiß Göttin viele, auf die ich nicht scharf gewesen bin. Aber sie haben mich geformt. Zu einer Kämpferin. Einer allerdins, die sich nie darum gerissen hat, zu kämpfen. Weil sie sich viel lieber an einer starken Schulter anlehnt, in einem Schoß auffangen läßt oder in den Arm genommen wird. Doch sie ist auch bereit ihr Schwert zu erheben und den Schild in die Höhe zu recken, wenn die Umstände es erfordern. Ich kann listenreich sein, wenn es von mir verlangt wird oder ich das zumindest so einschätze. Ich bin rachsüchtig. Keine, die auch ihre zweite Wange noch hin hält. Das könnt Ihr abhaken. Ohne Nagellack oder wenigstens minimalistisches Make up gehe ich nicht aus dem Haus. Ich stehe auf Klammotten, Taschen und gute Kosmetik. Die nicht zwangsweise kostspielig sein muß, aber eine entsprechende Qualität aufweisen sollte, mit der ich gut zurecht komme. Ich bin die, die sich selbst hervor gebracht hat. Was die eigentliche, wörtliche Übersetztung des Namens Athene bedeutet. Denn ich bin ohne Mutter und ohne Vater. Neues bzw. Veränderungen, Wandel macht mir Angst. Ich mag Dinge, die bleiben. Ich brauche Strukturen, wie die Luft zum Atmen. Freier Fall ist nicht meins. Zuviele Optionen überfordern mich leicht. In gewisser Weise bin ich altmodisch. Und ich mag es mich zu organisieren. Es ist notwendig für mich. Vergänglichkeit ist für mich grausam. Ich bin eine liebende Ehefrau und hingebungsvolle Katzen-Mutti. Ein Muttertier, ohne leiblichen Nachwuchs. Was für mich keinen Unterschied macht. Wahre Freundschaft bedeutet für mich ein Gefühl von Geborgenheit. Sich nicht verstellen zu müssen. Auch nicht wenn es um die der Schokoladenseite gegenüberliegende Seite geht.  Sowohl mit Rat, als auch Tat zur Verfügung zu stehen, wenn es das Gegenüber erfordert. Beidseitig, versteht sich. Von Kindheit an träume ich den Traum vom Schreiben. Eines Tages wird er womöglich wahr. Ich hasse Lügen, Heuchelei, Intriganz und manipulative Menschen. Herzlose Menschen, ohne Mitgefühl, raffgierig und unverschämt. Wenn jemand keine Tiere mag, dann stehe ich ihm von vorn herein misstrauisch gegenüber. Zu laute Geräusche machen mich nervös, genau wie sehr große Menschenansammlungen. Ein Nest und Sicherheit sind die Anker, ohne die ich mich nicht festhalten kann. Geduld  zählt nicht zu meinen Stärken. Ich bin gerne freundlich und aufgeschlossen zu Leuten, denen ich begegne. Verabscheue anders herum solche, die sich für etwas Besseres halten und bis zu einem bestimmten Punkt ihres Lebens dem trügerischen Denken verfallen, daß sie außer sich selbst nichts und niemanden bräuchten. So lange die Notwendigkeit besteht lächle ich. Auf die Frage nach meinem Befinden antworte ich nur sehr wenigen Menschen ehrlich. Ich teile gern. Um Hilfe zu bitten ringt mir nicht viel ab, glaube ich. Denn ich habe die Erfahrung aus beiden Perspektiven schon häufig gemacht und finde daß es im Leben so läuft. Es sei denn ich habe über eine Situation vermeintlich überhaupt keine Kontrolle mehr. Solche Umstände machen mich fertig. Sie erinnern mich an das 16-jährige Mädchen in mir, das im wahrsten Sinne des Wortes mutterseelen-allein da stand. Dem entsprechend bin ich eher geneigt zu verzeihen, als zu vergessen. Fotos oder Karten und Briefe sind etwas Wunderbares und sehr Wertvolles für mich.Weil sie den Augenblick einfangen. Der ja nie mehr wieder kommen wird. Die Sache mit der Vergänglichkeit wieder. Obwohl ich an Reinkarnation glaube seit ich denken kann - tatsächlich - habe ich schreckliche Angst vor dem Tod und vor dem Sterben. Tiere sind mir häufig sympathischer als Menschen. Neid ist für mich eine der ekligsten, um nicht zu sagen abstoßendsten  Eigenschaften überhaupt. Ich war nie ein neidischer Zeitgenosse. Man hat was man hat und es macht bestimmt die eigene Situation nicht besser, wenn man jemand anderem etwas missgönnt. Das ist bah! Doch wenn man mich verletzt oder es versucht, dann werde ich zur Furie. Ich kann schreien, ungerecht und ausfallend werden. Und ich habe böse Gedanken. Dabei bin ich eigentlich total versessen auf Gerechtigkeit. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Und wenn ich Angst habe, dann fällt es mir schwer, klar zu denken. Dann wirbelt in meinem Kopf alles durcheinander. Wie wild gewordene, schwirrende und surrende Teilchen. Dann brauche ich irgend jemanden oder irgendeine Beschäftigung, die mich wieder erdet und auf den Boden der Tatsachen zurück bringt. Wenn nicht alles erledigt ist oder zumindest geplant und notiert, finde ich keine Ruhe. An Entspannung brauche ich in solchen Situationen überhaupt nicht zu denken. Daher Kalender und Zettel. Bücher liebe ich und mag es unheimlich, sie zu sammeln, mich mit ihnen zu umgeben. Ich brauche keine Yachten und Millionen, um glücklich zu sein. Aber ich mache mir gern "kleine Freuden". Nagellacke, Orakelkarten, Blumen, Deko, ein Cocktail - das Leben ist schön. Mit so vielem von dem, was es zu bieten hat. Manchmal habe ich aber auch Angst, daß es mich einfach verschluckt. Daß ein schwarzes Loch sich auftut und ich nicht mehr zu mir finde. Weil die Herausforderungen zu groß werden könnten, die Mühen zu hart und ich den Blick für das Schöne verliere. Meine Dankbarkeit. Ich bin unheimlich dankbar. Und hier wäre kein Platz alles aufzuzählen, wofür.

Ich finde das ist schon eine ganze Menge. Und ich bin wirklich froh darüber. Das ist so menschlich. Ich bin nicht perfekt. Und den Anspruch habe ich auch gar nicht. Weder an mich, noch an meine Mitmenschen. Denn das macht uns doch zu individuellen Wesen. Wir sind keine Standardlösungen oder Ware von der Stange. Daran müssen wir uns manchmal erinnern, wenn wir selbst nicht mehr wissen, was wir von uns erwarten. Denn ich erwarte schon sehr viel von mir, gerade moralisch und das vor Allem auch von den Menschen, die mein Leben bevölkern. Habt Ihr Euch jemals gefragt wer Ihr seid? Was Euch ausmacht?

7 Kommentare:

  1. Wirklich schön beschrieben, einige Eigenschaften erkenne ich an mir wieder. Ich frage mich jeden Tag aufs neue wer ich bin und was mich aus macht. Wenn ich das so lese bist du ein toller Mensch, der sich Gedanken machen und gerade das finde ich klasse. LG und BB Atorka

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    1. Ganz herzlichen Dank dafür, liebe Lilian!
      Fang einfach mal an zu schreiben, dann fließen Dir die Antworten von ganz alleine durch die Finger... :-)
      LG und ein schönes Wochenende schon mal für Dich, bis bald!

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  2. Das hast du sehr gut beschrieben. Siehst du, wie ich laufend mit dem Kopf nicke? Vor allem erstaunt mich, wie sehr ich mich doch in deinem Bericht wieder finde. Ein sehr ehrlichliches Resümee ist das, du kannst sehr stolz auf dich sein! Liebe Grüsse

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    1. Das freut mich sehr zu hören <3
      Fühl Dich mal ganz fest gedrückt aus der Ferne...
      Genieß den Sommer, so lange er hält - bis bald!

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    2. Hihi, umärmel dich auch, mit laaaangen Armen von Bayern bis zu dir!!

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  3. Du bist ein rundum gelungenes Gesamtpaket. <3 <3 <3

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    1. Und Du bist total süß :D und eine wunderbare Freundin! *knutscha*

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