Ich wollte eher einen Abstecher zu den heidnischen Wurzeln machen...
Frühlingsfeste wie das heute populäre Ostern oder eben in der heidnischen Variante, Ostara / die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, gehen nämlich auf sehr alte Festivitäten zurück, von denen Archäologen vermuten dass sie bereits vor ca. 12.000 Jahren religiöse Feierlichkeiten gewesen sind. Beispielsweise wurden Schreine der alten, sumerischen Erdgöttin Inanna gefunden, die darauf hindeuten dass jene schon vor 4.500 Jahren, besonders zur Zeit der Tagundnachtgleiche im Frühling geehrt worden ist.
Was aber hat es damit auf sich, mit der Feierei rund um all das Blühen und Grünen? Wenn wir hier einmal beim Beispiel der Inanna bleiben wollen, kann man speziell an der ihren Geschichte sehr schön erkennen, was des Pudels Kern ist: Inanna ist insbesondere bekannt für ihren Abstieg in die Unterwelt, der den physichen Beginn des Winters einläutete und bei deren Rückkehr sie den Einbruch des Frühlings mit sich brachte, also das neu erwachende Leben (zusätzlich sei erwähnt dass dieser Göttin nachgesagt wird sie hätte ihrem Volk die Werkzeuge für den Ackerbau geschenkt und auch das nötige Wissen, diese nutzen zu können - kein Wunder dass sie so wichtig und hoch verehrt gewesen ist).
Die gleiche oder eine doch sehr ähnliche Geschichte ist die der griechischen Göttin Persephone, die unfreiwillig zu ihrem Gatten in die Unterwelt siedeln muss, wodurch die Erde sich verdüstert und trostlos wird, bis ihre Mutter Demeter einen Handel mit Hades erwirken kann. Dieser führt dazu dass Persephone für die Hälfte des Jahres an die Oberfläche zurück kehren kann, was ihr fortan neue Fruchtbarkeit angedeihen lässt.
Vor sehr langer Zeit ging es also hauptsächlich um Mythen, die junge oder jungfräuliche Göttinnen betrafen, welche im Frühjahr aus der Unterwelt zurück kehrten und die Welt dadurch wieder fruchtbar machten. Diese vereinigten sich dann in der Regel auch recht bald mit dem jungen, erstarkenden Gott. Dieser junge Gott wirbt also im Frühling zunächst um die Göttin, aber dazu kommen wir später noch.
Die Liste der Frühjahrsfeierlichkeiten und den Gottheiten, die angebetet wurden, scheint schier endlos und noch sehr viel umfangreicher, als bei den meisten anderen Jahreskreisfesten zu sein. Machen wir einen kurzen Abstecher in diese Richtung, bevor wir zum nächsten Themenpunkt übergehen:
Am 26. Februar fand das Fest der griechischen Göttin Hygieia statt, die Patronin der Gesundheit und Hygiene, deren ständige Begleiterin oder ihr Totemtier, eine Schlange gewesen ist (noch heute ist der Bezug klar erkennbar). Was das mit den Ursprüngen und Bräuchen von Ostara zu tun hat? Frühjahrsputz und ausgiebige Reinigung des eigenen Körpers sind vor langer Zeit tatsächlich essentiell gewesen. Man bedenke dass warmes Wasser aus der Leitung nicht vorhanden war, weshalb ja die ausgiebige Pflege von sich selbst und des Hauses tatsächlich erst zur wärmeren Jahreszeit wieder möglich gewesen ist.... Aha ;-)
Der 17. März wiederum war der römischen Libera gewidmet, einer Göttin der Bauern und des Erwachens der Natur. Und auf den 21. nun selbst fielen gleichzeitig die Feiern zu Ehren der germanischen Morgengöttin Eostre (einer teutonischen Göttin, aus deren Traditionen es später von den westlichen Gesellschaften übernommen wurde bunte Eier zu fertigen), sowie der mit am populärsten Göttinnen von Liebe und Schönheit; Aphrodite und Venus (deren weibliche Verbindungen zu Leben und Tod meist durch das Wasser und Muschelschalen repräsentiert werden). Die Tagundnachtgleiche als solche stand unter dem Schutz der Astarte, die später von den Christen vertreufelt und in Astarot (einem Fürsten der Unterwelt) umbenannt worden ist.
Auch wurde das Neujahrsfest in der römischen Antike, die Kalendarien des März, am 25. Mrz. gefeiert. überhaupt begann in einem Großteil von Europa das neue Jahr im März, bis dann im Mittelalter erst ein neuer Kalender eingeführt wurde.
Weniger populär, aber dennoch nicht unbekannt sind außerdem Whuppity Scoorie in Schottland und die Borrowed Days in Cornwall, die in den März fallen. Ebenso ist der Lady Day in Wales & Cornwall bis heute und bereits seit dem Mittelalter eine Tradition. Um den 25. Mrz. werden hier bunte Eier vergraben und Blumenschmuck ist ein großes Thema. Es geht um Heirat, Mutterschaft, die geheiligte Ehe zwischen der jungfräulichen Göttin und dem jungen Gott.
Am 31. März folgt noch das Fest der Luna (römische Mondgöttin). Mit ihrer Kraft lädt man magische Utensilien auf, setzt sich vielleicht an ein Lagerfeuer und bittet um ein erfolgreiches neues Jahr. Und last but not least würde ich gerne am 15. 04. das Fest der Tellus Mater, der römischen Erdmutter, erwähnen. Aus ihrem Schoß sollte alles Leben stammen und in ihren Leib kehrt es auch zurück. Der Tag eignet sich z. B. für Liebeszauber, zum Kräuter sammeln und präparieren.
Andere Feiertage sind das Fest der Seegöttin Morgana (Morgan le Fay), das in der keltischen Tradition (bekannt auch aus der Avalon-Saga) der Feenwelt geweiht gewesen sein soll, das skandinavische Summerfinding (das die Wende des Jahres von der Dunkelheit hin zum Licht markiert) und auch der irische St. Patricks Day wird im Frühling gefeiert (grad erst gewesen). Das christliche Osterfest fällt immer auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond.
Wo wir gerade beim Thema Avalon waren... In vielen der sehr alten Feste geht es ja um die Verehrung von Göttinnen, die souverän sind, wunderschön und - häufig in Dreiecksbeziehungen verstrickt ;-) So wie es eben auch in der Arthus-Saga mit der walisisch-kornischen Gwenwhyfar ist. Sie galt wohl ursprünglich auch mal als sog. jungfräuliche Göttin (häufig mit einer Weißdornblume dargestellt und ebenfalls mit der Feenwelt in Verbindung gebracht), die Königin von Artus, der als älterer Herrscher (im Endeffekt) zum Wohle seines Volkes, von einem jüngeren Gefährten abgelöst wird. In Wirklichkeit stellen beide Männer jedoch nur zwei unterschiedliche Aspekte derselben Persönlichkeit und vor allem auch der Stationen des Jahreskreises, dar.
Natürlich rücken auch andere Aspekte von Göttinnen in den Fokus. So geht es beispielsweise um Jagdgöttinnen wie Diana und Artemis, als Patroninnen und Ernährerinnen der Tiere. Diese Archetypen stehen für Unabhängigkeit, Selbständigkeit und ein sexuelles Naturell. Totemtiere dieser starken Frauen sind Wild, wie Rehe und auch Bären. Die römische Cybele ist eine Schöpfergöttin, die mit Liebe, Leidenschaft, den Bergen und neuem Leben in Verbindung gebracht wird. Die ebenfalls römische Flora ist die Göttin der Blumen, sie hatte auch einen eigenen Feiertag, der wohl zwischen Ostara und Beltane begangen worden ist. Dann hätten wir da noch die kraftvolle skandinavisch / germanische Freya, die stark mit Leben und Tod in Verbindung gebracht wird und außerdem mit einem großen sexuellen Appetit :-) Auch sie soll die Erde im Winter verlassen und ihr erst im Frühjahr neues Leben gebracht haben. Die griechische Urgöttin und Mutter (der) Erde, Gaia, Schöpferin und Bringerin der Werkzeuge und des Ackerbaus spendete alles Leben. Wie passend also ihrer in dieser Zeit zu huldigen.
Auch die Liste der männlichen Götter, die mit dem Beginn der grünen Jahreszeit in Verbindung gebracht werden, ist ellenlang: Da hätten wir Geschichten um auferstandene Gottheiten wie Tammuz, den Gefährten der Inanna, den ägyptischen Osiris (im Frühling als Gott der Fruchtbarkeit & Vegetation, an der Seite von Isis), den Sonnengott Mithras (den ich persönlich eher Richtung Weihnachten schiebe) oder auch Jesus Christus. (In dem Zusammenhang möchte ich kurz erwähnen was für ein schönes Symbol ich den "Phoenix aus der Asche" als Bildnis hierfür finde.) Dann wären da der irische Aengus, ein jugendlicher Gott der Liebe, Romantik und Musik. Er ist der Sohn des Dagda, dem guten Gott der Erneuerung, mit einem magischen Kessel. Den phoenizischen Baal als Gott der Erde, Vegetation und Stürme, mit seinen unterweltlichen Aspekten. Cerunnos bzw. Herne (anglo-keltsich) mit einem von Rehgeweih gekrönten Haupt, als ersten Gefährten der Frühlingsgöttin. Eros bzw. Cupido (griechisch-römisch), DEM Synonym für romantische Liebe, dem immer noch durch den Valentinstag gehuldigt wird. Den babylonischen Marduk, Gott der Vegetation, Fruchtbarkeit und Frühlingssonne. Den mächtigen, germanischen Thor (Donnergott) mit seinem Götter-Hammer, mit dem er bei Frühlingsbeginn das Eis zerbrochen haben soll. Wie man sieht ist die Auswahl sehr groß und man braucht sich quasi nur zu belesen, um herauszufinden zu welcher Tradition sich die eigenen Neigungen wenden.
Aber wo wir jetzt die zentralen Persönlichkeiten abgeklappert hätten, kehren wir mal zu den eigentlichen Ursprüngen der bis heute erhaltenen, traditionellen Stichpunkte zurück: Was nämlich die berühmte Eier-Suche als Beispiel angeht, damit hat es mal wieder eine sehr einfache Bewandnis. Da Hennen und andere Vögel auf Grund von Mangel an Sonnenlicht (UV-Strahlung) quasi die Hälfte des Jahres über keine Eier legten und sie erst im Frühjahr wieder damit begannen, sie irgendwo in der Gegend abzulegen, mussten die Leute zwangsläufig herumlaufen und nach ihnen suchen. Wurden welche gefunden konnte man das wahrscheinlich als ein sicheres Zeichen für das Frühlingserwachen betrachten. In deutschen und skandinavischen Landen war zudem das Opfern von Eiern an die Göttin im Austausch für das Erfüllen von Wünschen und Segnungen ein fester Frühlingsbrauch.
So fügt sich also eins zum anderen, man erahnt bereits woher das alles kommt und wohin es uns führen mag...
*verbeug*
AntwortenLöschenDANKE für diesen Beitrag!!!!
Jetzt habe ich schon wieder so viel gelernt!
Oh, das freut mich wirklich sehr! =)
LöschenWas für ein schöner Text =)
AntwortenLöschenDanke dafür.
Eostre allerdings ist als Göttin nur bei Bede erwähnt, sonst findet man leider nirgends etwas zu ihr. (Aber Bede hat's drauf ^_^)
Ui, es freut mich dass es Dir gefällt - wo Du doch meine "Meisterin" der lehrreichen Beiträge bist! =)
LöschenVielen Dank also :-*
Und Bede kenn ich leider nicht ;)
Wow!!! Ausführlich und überaus informativ!!!
AntwortenLöschenDanke!
Da hast Du Dir aber viel Arbeit gemacht, die.....sicherlich auch mit Freunde verbunden war.......
Liebe Grüße
Rosi
War es und freut mich, dass es Dir gefällt - danke schön! =) Die Arbeit hatte ich mir ja größten Teils schon letztes Jahr gemacht ;)
LöschenHui, da hast Du ja ein halbes Lexikon verfaßt. ^^ St Patricks Day hat zwar nichts mit Frühling zu tun, sondern liegt da einfach, weil das sein Todestag war (oder gewesen sein soll), aber dennoch vielen Dank für die süßen Kleeblätter. ;-) Und das Hühnchen ganz unen rockt ja auch.
AntwortenLöschenTellus Mater ist mir komplett neu. Interessant, nicht, was es für eine unfaßbare Vielfalt an Gottheiten gibt?
Oh ja, das ist Wahnsinn!
LöschenIch weiss das übrigens mit Patrick ;)
Aber es fällt nunmal auch in den Frühlingsanfang und ich wollt ihn mal nicht ganz verschweigen :D
Danke, Hummel...das mit Padraig hätte ich sonst jetzt noch hingeschissen ^^
AntwortenLöschen;o)
Löschen...so viel Mühe und wieder was gelernt...ich schließ mich mal Flauschglitzer an und verneige mich, DANKESCHÖN♥
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Silberweide
Hui, soviel des Lobes! :)
LöschenEs war mir eine Freude, vielen Dank ♥