Ist wohl mal wieder an der Zeit für ein wenig Seelen-Striptease. Gerade habe ich in der Herzstück einen Artikel über das innere Kind gelesen. Wie sich die Erlebnisse von einst auf unser heutiges, zurück liegendes, wie auch zukünftiges Leben auswirken. Unweigerlich. Allumfassend. Auf jeder Ebene. Zwischenmenschlich betrachtet oder auch in der Hinsicht wie zuversichtlich wir duch unser Er-Leben schreiten. Ob sie nun positiv waren oder negativ, die auslösenden Situationen. Unsere Kindheit und Jugend prägen uns stärker als wir manchmal glauben möchten. Ist jetzt natürlich nichts Neues. Hat mich aber einmal mehr zum Nachdenken gebracht. Darüber wie häufig und gerne ich diese Tatsache von mir weg schiebe. Weil ich sie vermutlich schlicht und einfach nicht handlen kann. Oder weil einfach erwartet wird dass ich alles schon läääängst hinter mir gelassen hätte. Denn bestimmte, besonders einschneidende Ereignisse, sind ja nicht umsonst belastend. Sondern sie hallen immer noch irgendwo nach. Sie zogen eine Kette von weiteren Ereignissen nach sich und haben das Leben unweigerlich verändert. Sie formten mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Mit allen guten aber auch "schlechten" Facetten, die so enstehen können. Mal mehr und mal weniger merklich. Dann tanzen die inneren Dämonen so richtig Samba und feiern Fiesta. Wer hat die eigentlich eingeladen?!
Vor Jahren bereits schlug meine Therapeutin mir vor ich solle einen Brief an das Mädchen von damals schreiben. Um sie zu ermutigen, sie an die Hand zu nehmen. Was soll ich sagen? Ich habe es oft versucht. Sogar schon manches Mal damit beginnen wollen. Es doch bis heute niemals geschafft. Irgendwie kann ich es nicht über mich bringen. Was soll ich ihr denn sagen? Dass mich alles was seinerzeit geschah für den Rest meines Lebens nachhaltig belasten würde? Dass ich gerne verzeihen würde, sogar begonnen habe zu verarbeiten, zu verstehen. Dennoch schlicht nicht damit abschließen kann? Was hilft ihr das? Es ginge ja eigentlich darum ihr Mut zu machen. Mir selbst zu verdeutlichen dass ich längst über mein Ich von damals hinaus gewachsen bin. Über die 16-jährige, die 14-jährige, die 2-jährige. Dass ich dazu gelernt habe. Von anderen Menschen nicht enttäuscht worden bin. Dass da welche sind und auch immer waren, die mich liebten und nie im Stich ließen. Dass nicht alle plötzlich abhauen, nur weil man sich ihnen öffnet. Dass Vertrauen nicht zwangsweise in Schmerz, Enttäuschung und Verrat enden muß. Aber wie könnte ich? Trage ich mich doch heute noch mit diesen Wunden und Gedanken.
Wie könnte man auch erwarten dass meine Seele es einfach abgehakt und weg gesteckt hätte? Wenn Du von dem ersten Menschen, dem ein jeder in seinem Leben vollständig und bedinungslos vertraut, so sehr verletzt wirst, wie soll man dann je ohne weiteres damit umgehen? Weil es einfacher und bequemer wäre, für mich und andere, sicher. Aber ist das realistisch? Wie weit ist der Weg, der zur Heilung einer solch einschneidenden Wunde führt?
Wie könnte man auch erwarten dass meine Seele es einfach abgehakt und weg gesteckt hätte? Wenn Du von dem ersten Menschen, dem ein jeder in seinem Leben vollständig und bedinungslos vertraut, so sehr verletzt wirst, wie soll man dann je ohne weiteres damit umgehen? Weil es einfacher und bequemer wäre, für mich und andere, sicher. Aber ist das realistisch? Wie weit ist der Weg, der zur Heilung einer solch einschneidenden Wunde führt?
Einmal mehr erkannte ich mich in diesem Artikel sowas von wieder. Ich weiß ja, ahne und vermute, wieviel aus der Vergangenheit noch immer in mein heutiges Empfinden mit rein spielt. In meine Ängste, mein nicht vorhandenes Ur-Vertrauen, in Zwänge und Katastrophenalarm und mangelndes Selbstvertrauen. Dennoch bringe ich es (noch) nicht über mich diesen Brief zu schreiben. Manchmal glaube ich dass dieser letzte Akt eine Veränderung bewirken würde. Quasi einen Schlußpunkt setzen. Aber bisher bin ich nicht bereit dazu gewesen.
Dann entdeckte ich die Buchtipps unter dem Artikel. Das eine heißt "Die Heilung des inneren Kindes" und das andere "Das Kind in Dir muss Heimat finden". Dieser Titel traf den Nagel so exakt auf den Kopf, dass ich es direkt bestellen mußte. Vielleicht ist es wichtig. Es fühlt sich jedenfalls grad so an. Die Rezensionen habe ich kurz überflogen, nur um sicher zu gehen dass sich hinter der Überschrift das verbirgt, wonach ich suche. Denn es klingt wirklich als wäre dieser Satz direkt an mich gerichtet gewesen.
Wie oft habe ich mich schon der Illusion hingegeben ich hätte dieses und jenes Trauma inzwischen überwunden? Immer nur um in absehbarer Zeit schmerzhaft erkennen zu müssen wie wenig wahr das doch wohl ist. Wir Menschen sind nunmal die Summe unserer Erfahrungen. Selbstverständlich wachsen wir darüber hinaus, entwickeln uns weiter, lernen dazu, erleben Gegenteiliges. Aber dennoch stecken manche Stachel sehr tief fest. Die entzünden sich in Intervallen, pochen, schmerzen, brennen, jucken. Dann geben sie wieder Ruhe. Bis zum nächsten Mal. Aber damit soll endlich Schluß sein. Ich habe keine Kraft mehr und auch keine Lust weiter in alten, programmierten Mustern zu leben, zu denken, zu handeln und zu fühlen.
Wenn Du nicht mehr unterscheiden kannst was die Stimme Deiner Intuition ist, welches Dein Bauchgefühl, was Dein Herz sagt und was schlicht weg die Angst Dir einflüstert, dann wirst Du machtlos. Und das möchte ich nicht mehr sein. Also starte ich einen neuen Versuch.
Gestern habe ich meine Haare wieder auf Schulterlänge zurück schneiden lassen und bin wieder eine Stufe heller geworden. Vielleicht brauche ich das Schwarz nicht mehr. Es begleitet mich seit so langer Zeit. Beinahe so lange wie die Krisen, die ich versuche zu überwinden und die ich so unbedingt hinter mir lassen möchte. Bin ich nun vielleicht ein Stück weit unterwegs zurück zu mir selbst? Ich bin ja hell von natur aus, blond sogar. So hell möchte ich gar nicht mehr werden. Aber dunkelblond oder hellbraun mit blonden Strähnen, das schwebt mir grad so vor. Dunkel färben geht ja immer wieder auch ganz schnell.
Ganz oft schon habe ich mich gefragt ob ich eine Persönlichkeit erschaffen habe, die der Kämpferin, die ich immer sein mußte, entsprach. So wurde ich Schneewittchen. Mit den schwarzen Haaren und der hellen Haut. Die Prinzessin, die ihre Mutter versucht hatte zu töten...
Mit Makeup und gefärbten Haaren fühle ich mich einfach wohler. Selbstsicherer und stärker. Das bin ich. So möchte ich sein, so möchte ich auftreten. Nicht umsonst legen Stammesvölker und auch Schamanen ihre Kriegsbemalung auf. Sie können wie ein Schutzschild wirken, wie Masken. Wir zeigen uns so, wie wir gesehen werden möchten. Wie wir uns selber gerne sehen wollen. Was ich auch durchaus legitim und in ordnung finde. Immerhin ist unser Körper unser Tempel. Da dürfen wir ihn ruhig pampern und pflegen und stylen und schön machen. Aber Kurskorrekturen sind ja immer mal erlaubt ;)
Mit Makeup und gefärbten Haaren fühle ich mich einfach wohler. Selbstsicherer und stärker. Das bin ich. So möchte ich sein, so möchte ich auftreten. Nicht umsonst legen Stammesvölker und auch Schamanen ihre Kriegsbemalung auf. Sie können wie ein Schutzschild wirken, wie Masken. Wir zeigen uns so, wie wir gesehen werden möchten. Wie wir uns selber gerne sehen wollen. Was ich auch durchaus legitim und in ordnung finde. Immerhin ist unser Körper unser Tempel. Da dürfen wir ihn ruhig pampern und pflegen und stylen und schön machen. Aber Kurskorrekturen sind ja immer mal erlaubt ;)